Es geht nichts über das Original - Mein Recap zum HR BarCamp 2023
Auch wenn das Bloggen offensichtlich nicht mehr en vogue ist. Das diesjährige HR BarCamp hat einen längeren Blogpost verdient. Dabei ist es nicht nur die Freude des Wiedersehens mit vielen guten Bekannten, sondern auch die Vielfalt an Impulsen, die mMn das HR BarCamp zu einem ganz besonderen Event machen. Die Impulse des HR BarCamps sind dabei sowohl inhaltlicher als auch methodischer Natur, denn dieses BarCamp liefert nicht nur einen Blick auf die Vielfalt der Themen im Bereich HR, sondern zeigt gleichermaßen auch eine hohe Diversität der in den verschiedenen Sessions angewendeten Methoden. Und nicht zu vergessen. Bei einem Barcamp bestimmen die Teilnehmenden über die angebotenen Themen.
Dies begann mit einer Session mit Franziska Severin-Sandner von Wollmilchsau in der die Wissens- und Kompetenzlücken gerade junger Recruiter und Recruiterinnen thematisiert wurden. Bei der Sammlung von und der Diskussion über Fakten und Meinungen zum nötigen Wissen und den erforderlichen Kompetenzen im Recruiting wurde deutlich, dass es hier neben Unterschieden zwischen den Branchen deutliche Defizite in der Ausbildung gibt, die nach dem Berufseinstieg v.a. durch Learning by doing abgebaut werden. Wichtig wird es sein, künftig verschiedene Aus- und Weiterbildungsformate gerade für diese Zielgruppe anzubieten. Wichtig war der Hinweis von Tim Verhoeven, dass hier künftig entsprechende Standards etabliert werden sollten. Ich denke jedoch, dass im Recruiting künftig mehr Seniorität entwickelt und zugelassen werden sollte. Das Recruiting darf nicht mehr nur als die typische HR-Einstiegsposition behandelt werden. Auch ist über die Frage zu diskutieren, ob es in großen Organisationen nicht so etwas wie einen „Recruiting Business Partner“ braucht.
Selbstverständlich gab es auch eine Session zum Thema HR und KI. Mit dem Sessiontitel "Warum HR künftig von KI ersetzt wird - oder eben nicht" und mit der Wahl des Debate-Styles hatte Stephanie Burgert mMn absolut richtig gelegen. In den Schritten Angriff, Gegenangriff und Integration wurden die bekannten Pro- und Contra-Argumente mit viel Verve vorgetragen und haben dadurch auch das schauspielerische Talent der Diskutanten erkennen lassen. Es beruhigt mich etwas, dass ChatGPT dies derzeit (noch) nicht vermag. Bei der durchweg heiteren Session kamen aber auch die Bedenken bei der Anwendung von KI-Lösungen zur Sprache. So äußerte Henner Knabenreich den denkwürdigen Satz „HR kostet Geld - KI kostet Menschen"
In „meiner“ Session konnte ich das Thema „HR und Blue Collar Worker“ diskutieren. Leider sind die besonderen Anforderungen dieser Mitarbeitergruppen viel zu selten Gegenstand aktueller Diskussionen unter HRlern. Im Rahmen einer klassischen Gruppendiskussion wurden dabei drei spezifische Themenbereiche bearbeitet - Attraktivität der Jobs, Ausbildung/Upskilling sowie Führung und Kommunikation. Es war interessant zu erfahren, welche Schwerpunkte die HR-Praktiker hier derzeit sehen und welche Lösungen (z. B. auch deutliche Arbeitszeitverkürzungen - nicht unter dem Label 4-Tage-Woche) bereits angewendet werden. In der Diskussion wurden eine Vielzahl von alten und neuen Varianten zur Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen angesprochen. Hervorheben möchte ich zum Beispiel den Hinweis, dass diese Zielgruppe nicht ständig erreichbar sein möchte, es sehr viele Optionen zur Gestaltung der Arbeitsorganisation ("Zellfertigung"), aber auch zur Flexibilisierung und Optimierung der Arbeitszeit und des Entgelts gibt. Hinzu kommen interessante Überlegungen zur Neugestaltung der Berufsausbildung, einem neuen Umgang mit dem Thema "Team" (beim Recruiting und dem Einsatz) und auch zur Beschäftigung von Altersrentnern.
Welche Möglichkeiten bei Führung und Kommunikation existieren und wie wichtig diese sind, zeigt die Visualisierung der Gruppenarbeit von der lieben Sonja Döring.
Im Mittelpunkt der Session mit Wolf-Peter von Zobeltitz stand die derzeit oft gestellte, sehr spannende Frage: „Onsite Culture oder Back to Office - Steuern oder Entstehen lassen“. Im Rahmen einer kollegialen Fallberatung (aka Wise Crowds) wurde einerseits die Sicht der Teilnehmenden auf dieses Thema herausgearbeitet aber andererseits auch über die Möglichkeiten gesprochen, wie Mitarbeitende ganz konkret zur (teilweisen) Rückkehr aus dem Homeoffice "bewegt werden können".
Klar wurde: Patentrezepte zur Gestaltung hybrider Arbeit gibt es nicht, es kommt auf die Gesamtsituation an und es sollte gemeinsam über den konkreten Umgang mit hybrider Arbeit entschieden werden.
Weil mir sehr oft die Frage gestellt wird! Es gibt ihn wirklich, den besonderen HR BarCamp-Spirit. Dies ist vor allem auf den unermüdlichen und ständigen Einsatz der beiden Väter dieses Events zurückzuführen. Christoph Athanas und Jannis Tsalikis ist es wieder gelungen, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr schnell in das BarCamp-Format eintauchen zu lassen und neben Spass auch - die wichtige zeitliche Disziplin zu wahren. Einen großen Teil zum Erfolg hat auch die gute Orga von LSZ aus Wien und nicht zuletzt auch die tolle Location - Fabrik 23 in Berlin-Wedding - beigetragen.
Tja und etwas hat (mir) gefehlt. Die dynamischen Twitter-Diskussionen. Hierbei sind gerade in den ersten HR BarCamps viele Dinge auch im Nachhinein sichtbar geworden und es gab auch die Möglichkeit die Diskussionen in den anderen Gruppen zu verfolgen und ggf. auch die Session zu wechseln.
Und jetzt noch einmal: Ein herzlicher Dank geht an Christoph Athanas und Jannis Tsalikis sowie LSZ für die tolle Neuauflage dieses einzigartigen Formats für junge und ältere HRler. Mein Fazit: Wieder ein tolles Event mit vielen Impulsen und tollen Leuten. Sehr, sehr gern bin ich 2024 wieder dabei.
CU 2024 at #HRBC24