Vom Hamsterrad zu Lean HR
Der diesjährige HR Innovation Day rückt näher. Traditionsgemäß bitte ich Keynote-Speaker und Workshop-Hosts „zum Gespräch“. Den Start bildet das Interview mit Dr. Peter Markus Kolb, der einen Workshop unter der Überschrift „HR im Hamsterrad - ist Lean HR die Antwort?“ anbieten wird. Bereits vorab danke ich ihm herzlich für die Bereitschaft, am diesjährigen HR Innovation Day mitzuwirken und im Vorfeld meine Fragen zu beantworten.
Wald: Lieber Herr Dr. Kolb mit dem von Ihnen gewählten Workshop-Thema befeuern Sie das oft kommunizierte Bild des Personalers, der in administrativen Zwängen gefangen und nicht fähig ist, diesem Teufelskreis zu entfliehen.
Kolb: Personaler wollen mehr gestalten und strategischer arbeiten – und angesichts der aktuellen Herausforderungen (Fachkräftemangel, digitale Transformation, sinkende Loyalität von Mitarbeitern an Unternehmen) müssen sie das auch. Das Problem ist, dass das Tagesgeschäft in HR Bereichen immer noch stark von administrativen und wenig wert-stiftenden Aufgaben geprägt ist. Genau hierin besteht jedoch die Chance, Standardprozesse zu optimieren und dadurch mehr Zeit für gestalterische Aufgaben zu gewinnen.
Wald: Inwiefern kann hier die Anwendung von Prinzipien des Lean Managements helfen, das Personalmanagement zu befähigen neue Aufgaben und Rollen zu übernehmen?
Kolb: Das Konzept des Lean Management wurde zwar ursprünglich für produzierende Unternehmen entwickelt. Es lässt sich aber erstaunlich gut auf kaufmännische Bereiche übertragen. Der Grundgedanke hinter Lean Management ist die Vermeidung von Verschwendung (in Form von Zeit, Material und Energie). Und letztlich die Erhöhung von Qualität und Kundenzufriedenheit. Die eigenen Kunden (Mitarbeiter, Geschäftsführung, Bewerber) in Ermangelung von Zeit und Ressourcen (Personal, Budget) zufriedenzustellen ist genau das Spannungsverhältnis, in welchem auch HR Departments heutzutage agieren. Der Ansatz setzt genau an diesem Punkt an.
Wald: Wie funktioniert dies? Können Sie dies evtl. mit praktischen Beispielen belegen?
Kolb: Ein ganz konkreter erster Schritt ist es, die eigenen HR Prozesse zu visualisieren. Auf dieser Grundlage sieht man oft sehr schnell, welche Schritte verbesserungswürdig und umständlich sind. Lean HR ist jedoch kein einmaliger, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Das heißt, es erfordert die Verinnerlichung der Lean Systematik im gesamten HR Team. Es lohnt sich jedoch: Effizienzsteigerungen von 40% in HR-Standardprozessen sind keine Seltenheit. Die frei werdende Zeit kann man dann beispielsweise für Mitarbeiterbindung, Rekrutierung oder strategisch orientierte Personalarbeit nutzen.
Wald: Meine Standardfrage zum Schluss: Warum nehmen Sie am HR Innovation Day teil?
Kolb: Mir gefällt gut, dass der HR Innovation Day seinen Fokus auf die zukunftsträchtigen und modernen HR-Themen setzt. Was das Thema Vorbereitung von HR auf die Zukunft angeht, hat die Disziplin HR noch einen weiten Weg vor sich. Impulse, wie die vom HR Innovation Day, können hier entscheidend helfen.
Wald: Ganz herzlichen Dank für das Gespräch. Ich freue mich sehr auf Ihren Workshop am 2. Juni 2018.
Mein Gesprächspartner Dr. Peter Kolb ist Leiter des Center of HR Excellence der EXPERTS & TALENTS Unternehmensgruppe. Nach seinem Studium der Wirtschaftspsychologie und Promotion mit Schwerpunkt Personal und Organisation hat er sowohl Erfahrung in der HR Beratung als auch der unternehmensinternen Personalarbeit gesammelt. Im Jahr 2016 baute er das Center of HR Excellence der EXPERTS & TALENTS Unternehmensgruppe auf. Er berät Kunden aus allen Branchen zu sämtlichen Fragestellungen einer exzellenten und modernen Personalarbeit.