Mein Rückblick auf das digitale HR BarCamp 2021
Spät, sehr spät poste ich heute einen kleinen Rückblick auf das diesjährige HR BarCamp. Sorry. Es hat diesmal lange gedauert, aber da es von mir bislang immer einen Rückblick gab und Christoph Athanas als einer der HR BarCamp-Väter bereits bereits einen sehenswerten Video-Rückblick geliefert hat - möchte ich heute einen Post zum jährlichen HR-Klassentreffen liefern.
Vornweg: Auch in diesem Jahr hat das HR BarCamp wieder unverzichtbare Einblicke in das innovative HR-Geschehen und die relevanten Trends geliefert, die ich keinesfalls missen möchte. Diese Impulse sind umso wichtiger, weil bestimmt nicht nur mir nach weit über einem Jahr digitaler Kommunikation die "analoge" Decke etwas auf den Kopf fällt.
Und: Dieser Rückblick ist auch eine gute Gelegenheit, einen kleinen Vergleich zwischen digitalen und den klassischen f2f-Events zu wagen. Vielleicht macht dies den Blick frei auf die derzeit so heftig diskutierten hybriden Formate.
Was habe ich inhaltlich mitgenommen? In diesem Jahr habe ich versucht, die Recruiting-Brille beiseite zu legen, was beim HR BarCamp nicht ganz einfach, aber durchaus möglich ist. Interessant fand ich die Session zum digitalen Lernen (by lingua). Hier wurden konkrete Erfahrungen beim Umgang mit digitalen Lernformaten anschaulich dargestellt.
Und: Es wurden hier auch Einblicke in die digitale Lernpraxis von Blue Collars ermöglicht. Interessant war es zu erfahren, dass es Unternehmen gibt, die ihren Mitarbeitenden Lernzeiten ermöglichen (hier 2x15 min/Tag).
Und an dieser Stelle auch gleich ein großer Nachteil digitaler Events - Multitasking! Gerade an den Sessions zu Remote Leadership, die mich ganz besonders interessiert haben, konnte ich aufgrund eines Lehrauftrags an der Uni Regensburg nicht teilnehmen. Vielleicht klappt es in der Sommerpause mit einem Interview mit der Session-Geberin.
Interessant war es auch, die umfangreichen Diskussionen zum Einstieg in das Diversity Recruiting zu verfolgen. Ute Neher hat hier darauf verwiesen, dass inklusives Recruiting nur der Anfang ist. Es muss immer darum gehen, Menschen einzubinden, und nicht „in Quoten zu denken!" Wichtig ist letztlich die im Unternehmen gelebte Kultur. Dies zu vermitteln und zu leben, bedeutet jede Menge Hausaufgaben für das Recruiting und HR.
Am zweiten BarCamp-Tag kam es nach Session mit einem interessanten Input zum Thema Kompetenzmodelle (Marcus Reif) in einer weiteren Session zu einer sehr lebhaften Diskussion zum Thema „Gendern“, mit einem tollen Statement von Jannis Tsalsikis, der hier die auch mMn nötige Gelassenheit angemahnt hat, „da wir uns inmitten einer Transition befinden ... das Thema braucht (aus seiner Sicht) einfach Zeit - in Gesellschaft und Unternehmen“. In der Praxis der Unternehmen scheint es aber noch ein weiter Weg bis zur Akzeptanz des Genderns zu sein.
Der große Themenbereich Recruiting und Diversity (hier auch der Umgang mit unbewusstem Bias) hat auch am zweiten Tag breiten Raum in weiteren Sessions und Diskussionen eingenommen. Die Frage, wie Diversity konkret und kreativ im Recruiting umgesetzt werden kann, bewegt offensichtlich viele Recruiter. Dabei lebt das Recruiting immer auch von Widersprüchen und Reibungen (Jan Kirchner). Die vielfältigen Einblicke in konkrete Erfahrungen haben gezeigt, dass der Einsatz von Instrumenten wie Personas und Scorecards durchaus zielführend sein kann.
Was habe ich vermisst? Die persönlichen Begegnungen. Und: Leider war auch ich im Multitasking-Modus. So bedaure ich sehr, dass ich nicht an Sessions mit Jo Diercks teilnehmen konnte. Bei ihm gibt es immer viel Recruiting- und HR-Brainfood. Auch auf die beliebten Recall-Sessions musste ich diesmal leider verzichten.
Wie sieht es nun mit einem knappen Vergleich zwischen analogen und digitalen Events aus?
- Kontakte knüpfen klappt digital außerordentlich gut (dank der wunderbaren Chat-Roulette-Funktion von hop.in - und dem gezielten Einsatz von wonder.me beim Abendprogramm). Hier können digitale Werkzeuge durchaus Vorteile bieten, sind aber letztlich doch kein voller Ersatz für intensive, längere und kontroverse Pausengespräche.
- Bei digitalen Events gibt es offensichtlich mehr Ablenkung und Multitasking durch das (nicht unterbrochene, d.h. laufende) Tagegeschäft. Einige Teilnehmende waren deshalb auch nach eigener Aussage nicht immer ganz bei der Sache.
- Bei der BarCamp-üblichen digitalen Kommunikation kam es zu sichtbaren Veränderungen. Twitter kam diesmal überhaupt nicht zum Glühen. Es scheint, dass gerade die digitalen Veranstaltungsformate die Neigung digital zu kommunizieren negativ beeinflussen. Eigentlich schade!
Mein Fazit zum HR BarCamp 2021
Auch digital ist das HR BarCamp unverzichtbar. Und "klappt" auch als virtuelles in einzelnen Elementen ganz gut, in anderen Teilen weniger. Es kann deshalb ein analoges Event auch nicht voll ersetzen.
Mein verspäteter, aber nicht minder herzlicher, Dank geht an Christoph und Jannis, die Väter der HR BarCamps, denen es mit großem Erfolg gelungen ist, das HR BarCamp-Format in die virtuelle Welt zu übertragen. Auf ein analoges Wiedersehen in 2022!