Gespräch mit Benjamin Maischak
Die Gründer von JobUFO sind gute alte Bekannte. Der erste Kontakt liegt bereits über drei Jahre zurück (damals war JobUFO noch als PREPARO im Leipziger Spinlab-Accelerator). 2017 konnte ich Thomas Paucker als Workshop-Host für den HR Innovation Day gewinnen. Auch Benjamin Maischak hatte ich bereits im Interview. Gern erinnere ich mich auch an das unverhoffte Treffen mit JobUFO im Accelerator der DB AG in Berlin. Wie ich vor einigen Tagen mit Freude sehen konnte, hat sich die Erfolgsgeschichte von JobUFO fortgesetzt. JobUFO ist es gelungen, in einer Finanzierungsrunde 2 Mio € einzusammeln. Dies ist doch ein toller Grund, sich nach Neuigkeiten und vor allem nach dem Erfolgsrezept von JobUFO zu erkundigen. Ich freue mich, dass ich heute erneut Fragen an Benjamin Maischak richten kann
Wald: Nachdem mir der Saatkorn-Blog zuvorgekommen ist, freue ich mich sehr, heute einige Fragen loswerden zu können. Vornweg aber einen herzlichen Glückwunsch zur sehr erfolgreichen Finanzierungsrunde mit der stolzen Summe von 2 Millionen Euro. Chapeau!
Maischak: Vielen Dank! Die letzten Monate waren sehr spannend. Die Summe spiegelt das Vertrauen der Kunden und Nutzer in unsere Arbeit wider. Mittlerweile arbeiten fast 30 Mitarbeiter tagtäglich mit uns daran, dass wir immer mehr Menschen und Unternehmen helfen können. Ich freue mich auf Ihre Fragen.
Wald: Gern würde ich von Ihnen erfahren, wie die letzten Jahre verlaufen sind. Wie gelingt es einem HR Startup wie Ihrem, ins Geschäft mit so großen Kunden wie REWE, Deutsche Bahn und jetzt auch IKEA zu kommen? Meine Frage auch aus Sicht anderer HR Startups: Betreiben Sie ein professionelles Key Account Management?
Maischak: Die letzten Jahre waren eine ganz schöne Achterbahnfahrt. Aber wir hatten von Beginn an viel Glück, weil wir tolle Partner und Kunden hatten, die ziemlich früh an uns geglaubt haben als wir noch eine studentische Ausgründung aus der Uni waren. Es hat uns damals auch sehr geholfen nach Leipzig zu kommen und in Ihrem Blog vertreten zu sein. So haben wir uns dann nach und nach an die großen Unternehmen als Kunden herangearbeitet. Dabei war es wichtig, dass man versteht wie etablierte Unternehmen denken und was sie brauchen, um sich auf ein Startup einzulassen. Gerade in den beiden Accelerator-Programmen hier in Leipzig und bei Microsoft in Berlin haben wir in dieser Hinsicht viel gelernt. Die Ansprache haben wir dann aber nicht einer Person überlassen, sondern mit unseren verschiedenen Möglichkeiten mehrere Kontakte im Unternehmen hergestellt. Oft wurden die Geduld und der Fleiß belohnt.
Wald: Gibt es neben diesen großen Namen auch andere Kunden oder Partner mit denen Sie gern und erfolgreich zusammenarbeiten?
Maischak: Neben den großen Namen, die wohl jeder in Deutschland kennt, haben wir auch mittelgroße und kleine Unternehmen als Kunden. Diese sind regional stark und manche so genannte „Hidden Champions“. Unternehmen, die Weltmarktführer in Spezialbereichen sind und deren Produkte wir alle kennen. Wir arbeiten auch dort erfolgreich zusammen, weil die Bedürfnisse zwar schon etwas anders geprägt sind, wir aber mit Videobewerbungen und digitalen Bewerbungsverfahren auch hier Lösungen anbieten können. Früher wurde uns immer gesagt, dass wir eigentlich nur eine Lösung für die ganz großen Unternehmen haben, aber wir haben früh auch immer an die „Kleinen“ gedacht. Daneben arbeiten wir mit spannenden Partnern im Bereich Bildung zusammen, die Menschen beim Übergang in die Arbeitswelt helfen. Hier sticht vor allem die Zusammenarbeit mit den Joblingen hervor, die deutschlandweit einen super Job machen. Kooperationen sind für uns als kleines Unternehmen essentiell, um voranzukommen. Wir werden die Herausforderung Bewerbungsverfahren nicht ganz allein meistern können. Da müssen alle mit anpacken.
Wald: Gerade diese Zusammenarbeit mit den Joblinge klingt interessant. Gibt es hier oder auch bei der Kooperation mit Schulen Besonderheiten?
Maischak: Wenn wir eine Kooperation eingehen, stellen wir uns immer die Frage, ob es einen gemeinsamen Mehrwert der Kooperation gibt und ob diese darüber dann mit Inhalt gefüllt werden kann. Bei Schulen und im Bereich der Bildung gilt das wie bei Unternehmen. Wir respektieren die Besonderheiten des Bildungssektors. Dabei ist es sicherlich ein Vorteil, dass ich früher als Lehrer gearbeitet habe und das System auch von innen her kenne. Wir freuen uns über die vielen Kooperationen zu Schulen in ganz Deutschland. Wir haben darüber sehr viel über unsere Nutzer gelernt und wie man unsere Software jeden Tag ein Stückchen besser machen kann. Dafür sind wir den Lehrkräften und Schülern sehr dankbar.
Wald: Eine technische Frage: Wie sieht es mit den Schnittstellen zwischen JobUFO und den klassischen Bewerbungsmanagementsystemen aus?
Maischak: Wir haben früh erkannt, dass es wichtig ist Software in bestehende Prozesse einzupflegen und somit dem Recruiter die Anwendung so einfach wie möglich zu machen. Auf dieser Grundlage haben wir unser System komplett offen gestaltet, sodass wir oder Partner schnell und unkompliziert Schnittstellen für unsere Software programmieren können. Mittlerweile haben wir große Partner wie SAP, Microsoft, Concludis, Rexx und viele weitere, sodass wir eigentlich alle Unternehmen mit Bewerbungen versorgen können und wenn es mal eine Software gibt, die wir noch nicht unterstützen, werden wir aktiv und bauen neue Schnittstellen. Das macht auch einen ganz großen Teil von JobUFO aus.
Wald: Bei unserem letzten Gespräch haben wir sehr intensiv über Auszubildende und die Anwendung von JobUFO gesprochen. Ist es bei diesen Zielgruppen geblieben? Welche Bewerbergruppen sprechen Sie heute mit Ihrer Lösung an?
Maischak: Wir helfen weiterhin Auszubildenden beim Berufseinstieg, haben unseren Kunden aber genau zugehört und verstanden, dass es den großen Wunsch gibt, dass Videobewerbungen für alle Bewerber offen sein sollten. Gerade in der Zusammenarbeit mit Bildungsträgern haben wir gelernt, dass Offenheit für digitale Bewerbungsprozesse nicht vom Alter, sondern vom individuellen Menschen abhängen. Immerhin war der älteste Videobewerber bei uns 63 Jahre alt.
Wir arbeiten heute mit Unternehmen daran jegliche Art von Stelle mit digitalen Bewerbungsprozessen besetzen zu können, vom Schülerpraktikanten bis zur Vollzeitstelle.
Wald: Die Bewerbergenerationen ändern sich. Wie gelingt es Ihnen hier immer up-to-date zu sein? Wie erreichen Sie insbesondere die ganz jungen Bewerber?
Maischak: JobUFO sind ja nicht nur Thomas und Benjamin. Wir sind als Team gewachsen und setzen immer mehr auf Diversität und das auch in der Altersstruktur. Das ist ganz wichtig, um den Bezug zu den verschiedenen Zielgruppen von JobUFO nicht zu verlieren. Zusätzlich können wir auf die Erfahrung unseres Bildungsnetzwerkes setzen. In der Zusammenarbeit erschließen wir uns jede Zielgruppe. Als ich mit JobUFO 2016 begann war ich auch schon 34 Jahre alt und etwas länger aus der Schule heraus. Wir waren aber immer offen für die Menschen um uns herum und haben immer dazugelernt wie die Generationen ticken und welche Mediennutzungsgewohnheiten sie aufweisen.
Wald: Gibt es konkrete Pläne, was die nächsten Monate bzw. das nächste Jahr angeht? Sie verfügen jetzt über große finanzielle Ressourcen. Gibt es vielleicht neue Features bei der JobUFO-App?
Maischak: Wir arbeiten gerade an neuen Entwicklungen, um Bewerber und Unternehmen noch besser und einfacher zusammenzubringen. Daran arbeiten wir jeden Tag und an den konkreten neuen Funktionen dafür. Ich kann an dieser Stelle noch nicht so viel verraten, aber die ersten Tests mit unseren Kunden zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und man gespannt bleiben darf.
Wald: Wie steht es um einen Einstieg in das internationale Geschäft?
Maischak: JobUFO war immer international gedacht. Wir haben uns damals bewusst für einen Namen entschieden, der international, zumindest in vielen Kulturräumen, verstanden wird. Wir sind schon heute mit unseren Kunden in Teilen Europas, Asien und Nordamerikas aktiv und besetzen auch dort schon Stellen per Video. Wir haben aber noch viele Ideen wie wir weltweit eingesetzt werden können. Hier spielen unsere Erfahrungen in der Besetzung von Stellen durch Geflüchtete auch eine große Rolle. Wir haben dadurch verstanden, dass unterschiedliche kulturelle Hintergründe zwar Bewerben sehr speziell, aber nicht grundlegend anders machen. Diese Erkenntnisse wenden wir heute mit beachtlichen Erfolg schon an.
Wald: Ganz herzlichen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen und der ganzen Mannschaft von JobUFO weiterhin so großen und anhaltenden Erfolg und freue mich auf Neuigkeiten!
Maischak: Vielen, lieben Dank! Vielen Dank auch an Sie, dass Sie auch schon am Anfang immer offen für unsere Ideen waren. Unsere Reise geht auf jeden Fall weiter!