Gespräch mit Anna Toklu zum Workshop an der HTWK
Über einen Podcast mit Thomas Jenewein zum Prompting bin ich auf Anna Toklu aufmerksam geworden. Beim aufmerksamen Hören dieses Podcasts habe ich recht schnell mitbekommen, dass Frau Toklu sehr fundiert auf der Basis eigener Erfahrungen und vor allem nachvollziehbar über das Prompting berichtet hat. Diese Expertise ist mMn nur bei sehr wenigen der derzeit sehr häufig angebotenen Webinare zum Thema „KI und X (HR, Personalentwicklung o.ä.)“ zu finden. Darüber hinaus ist Anna Toklu auch Mitautorin eines Buches mit dem Titel „Künstliche Intelligenz für Unternehmer - Mehr Produktivität mit ChatGPT und erprobten KI-Strategien“. Ich freue mich deshalb sehr, dass ich Anna Toklu am 27. April 2024 als Host eines Workshops für meine HR-Studierenden und einige meiner Alumni an meiner Hochschule begrüßen kann. Damit kann ich auch (endlich) meine HR Innovation-Aktivitäten fortsetzen. Im Vorfeld des Workshops steht mir Anna Toklu heute als Interviewgast zur Verfügung. Bereits an dieser Stelle ganz herzlichen Dank dafür.
Wald: Ich freue mich, dass es nicht nur mit dem Workshop, sondern auch heute mit einem Interview klappt. Meine Leserinnen und Leser sind bestimmt sehr an Ihrem Hintergrund interessiert. Könnten Sie sich deshalb kurz vorstellen.
Toklu: Ich bin begeisterte Marketerin, KI-Anwenderin und lebe mit meinem Mann und meinem Sohn in Berlin. Ich interessiere mich sehr für die Tiefe der KI und verbringe viel Zeit damit, diese Technologie zu erforschen und andere dafür zu begeistern.
Wald: Was verbirgt sich hinter Ihrer Firma „JustMarketing Consulting – KI im Marketing“?
Toklu: Hinter JustMarketing Consulting verbirgt sich eine 12-wöchige Mastermind für Marketing mit KI. Ich helfe Selbstständigen und Unternehmern dabei, deren Marketing mit Klarheit und Tiefe umzusetzen, um sich als Experten in ihrem Fach zu positionieren. Sie lernen mit mir und setzen das Gelernte direkt mit Hilfe von 70 dedizierten KI-Assistenten für Strategie, Content u.v.m um. Ich gebe Experten ihre Zeit zurück und bringe Profi-Techniken bei – auch Nicht-Marketern. Der Pilot ist durch und das Programm aktuell im finalen Aufbau.
Wald: Wie sind Sie zu der besonderen Expertise auf dem Gebiet KI bzw. Prompting gekommen?
Toklu: Mit dem ersten Prompt im November 2022 war ich „drin“. Ich habe mir ein Konzept für eine Marketingkampagne ausarbeiten lassen. Das umfangreiche Ergebnis war ein großer Schock für mich! Schnell habe ich nach KI-Experten gesucht und sie - wie so oft - in den USA gefunden. Mir war klar, dass die Billionen Parameter mehr können, als nur E-Mails zu schreiben. Einige Kurse später, eine Ausbildung zur KI-Trainerin und tausende Stunden Praxis haben mir und mittlerweile vieler Kunden geholfen, KI vollständig und intensiv in den Alltag zu integrieren.
Wald: Sie sind eine ausgewiesene Expertin im Bereich KI und Marketing. Wo sehen Sie hier Schnittstellen zum Bereich HR?
Toklu: Beide Abteilungen konzentrieren sich auf den Aufbau und die Pflege von Beziehungen. Es gibt dabei viele Schnittstellen, wie z.B. Branding, Kommunikation, Engagement- und Bindungskampagnen, Trainings- und Entwicklungsprogramme. Wichtige Aspekte des Marketings sind auf den Bereich HR übertragbar.
Wald: Was können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Ihrem Input beim Workshop erwarten?
Toklu: Sie können echte Einblicke aus meiner Praxis erwarten. Ich lege Wert darauf, dass jeder versteht, wie Prompts formuliert werden müssen, um das Maximum herauszuholen, und vor allem, wie eine Iteration mit der KI ablaufen muss, denn mit einem Prompt ist eine Aufgabe selten erledigt.
Wald: Haben Sie vielleicht einige Tipps für Einsteiger? Was sollten diese berücksichtigen, um nicht von vornherein Fehler zu machen?
Toklu: Genau das ist der Punkt. Was bedeutet es, bei der KI einen Fehler zu machen? Ein Ergebnis folgt immer und oft sind viele Anfänger sofort begeistert, ohne gleich zu erkennen, dass der erste Output doch oft nur der Anfang ist. Das Wichtigste ist, nicht einfach loszulegen, sondern zuerst das „Problem“ genau zu beschreiben und zu überlegen, wie das optimale Ergebnis aussehen könnte. Darüber hinaus ist der Kontext (wer sind wir, was machen wir, für wen, wie, wieso, …) ein absolut kritischer Aspekt, der bei sehr vielen KI-Tools gnadenlos vernachlässigt wird.
Wald: Sie beschäftigen sich ja bereits einige Zeit mit Ki und dem Prompten. Was denken Sie, wohin wird uns die Reise in den nächsten Jahren führen. Wo sehen Sie wichtige Trends?
Toklu: Das Prompten wird in Zukunft sicherlich einfacher bzw. intuitiver werden. Da es aber eine Vielzahl von Anfragen gibt, die sehr spezifisch und individuell sind, wird eine solide Fähigkeit, mit der KI zu sprechen, relevant bleiben. Dies macht uns unabhängig von fremden Prompttechniken und gibt uns die Möglichkeit, die KI optimal „auszureizen“. Mit dem exponentiellen Wachstum der KI-Fähigkeiten werden wir bald multimodale Werkzeuge haben, die in der Lage sind, verschiedene Aufgaben (Text, Bild, Video, Sprache, Analyse) parallel statt nacheinander zu erledigen, und das viel schneller als die einzelnen Aufgaben heute.
Wald: Ganz herzlichen Dank für das interessante Gespräch. Ich freue mich Sie bald in Leipzig begrüßen zu können.
Toklu: Sehr gerne. Ich freue mich auch schon auf den Workshop. Vielen Dank für das Interview.