Interview mit Persoblogger Stefan Scheller
Er hat wieder einmal zugeschlagen. Stefan Scheller - als Persoblogger weithin bekannt und geschätzt - hat ein bereits nach kurzer Zeit beachtlich gefülltes Portal mit aktuellen Studien zu HR- und Führungsfragen an den Start gebracht. Nach vereinzelten Versuchen verschiedener Anbieter in den letzten Jahren spielt das Angebot von Stefan vom Umfang und der Übersichtlichkeit in einer anderen Liga - auch wenn noch Luft nach oben existiert. Alles in allem kann ich sagen, dass ich eine solche Quelle schon oft vermisst, aber bislang noch nicht gefunden hatte. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass gerade die HR-Praktiker mit drängenden Fragen aber auch Studierende dieses Angebot zu schätzen wissen. Nicht zuletzt freut es mich, dass hier einige Studien zu finden sind, an denen ich mitgewirkt habe. Auch wenn vieles an diesem Portal selbst erklärend ist, bin ich sehr froh, dass ich dazu einige Fragen bei Stefan loswerden kann.
Peter: Vornweg, Dein Portal halte ich für eine Super-Idee, lieber Stefan. Stellst Du Dich bitte meinen Leser_innen kurz vor.
Stefan: Neben meiner hauptberuflichen Tätigkeit als Verantwortlicher für die Arbeitgebermarken-Kommunikation der DATEV eG in Nürnberg, schreibe ich seit knapp fünf Jahren den Blog Persoblogger.de. Die Artikel leben vor allem von meiner kritisch hinterfragenden Denkweise zu den Themen Personalmarketing, Recruiting, Employer Branding und Digitalisierung von HR. Nicht alles, was uns Personalern am Markt als Heilmittel verkauft werden soll, ist tatsächlich ein solches. Daher teste ich oft auch Online-Plattformen und schreibe für meine Leser darüber.
Peter: Wie bist Du auf die Idee dieses Portals gekommen und was versprichst Du Dir davon?
Stefan: Als echter Personalmarketing-Freak habe ich schon immer jeden Tag dutzende Blogs, Magazinbeiträge und sonstige News aus dem HR-Bereich verschlungen. Studien und Infografiken musste man sich allerdings meist von den verschiedenen Anbietern mühsam zusammensuchen und auf deren Seiten herunterladen. Oft sogar gegen Anmeldung mit persönlichen Daten. Für die Vorbereitung von Vorträgen, sonstigen Präsentationen oder bei der Recherche für neue Blogbeiträge war dann vor allem die Organisation der Downloads eine Herausforderung. Genervt vom häufig notwendigen erneuten Herunterladen, habe ich mir einen zentralen Ort gewünscht, an dem meine Suche starten kann. Ohne große Anmeldung, ohne Daten angeben zu müssen. Einfach loslegen. Diesen Ort baue ich jetzt selbst mit dem HR-Studien Download Portal Schritt für Schritt auf. Und natürlich würde ich mich auch darüber freuen, wenn über das Portal mein redaktioneller Teil des Blogs neue Leser gewinnt.
Peter: Ein wichtiger Aspekt bezieht sich verständlicherweise auf die Reichweite Deines Portal. Was denkst Du, wieviel Prozent der Studien kannst mit Deinem Angebot erfassen? Gibt es hier ggf. Sicherungsmechanismen?
Stefan: Das ist schwer zu sagen, da ich nicht weiß, welche Schätze in den Tiefen des Internets oder auf den Servern von Dienstleistern und Professoren noch schlummern. Ich denke, eine ganze Menge. Auch geht es gar nicht um den Anspruch, wirklich alle Studien zentral zugänglich zu machen - auch wenn ich das scherzhaft mit Zwinker-Smiley auf meinen Banner so geschrieben habe. Vielmehr soll das Informationsbedürfnis der im Netz nach Studien, Infografiken und Whitepapers Suchenden einigermaßen durch mein Angebot gestillt werden. Das bedeutet für mich, fortlaufend dran zu bleiben, was durchaus eine Herausforderung ist. Aktuell löse ich das durch Mechanismen wie Newsletter-Abos, direkte Absprachen mit Studienverantwortlichen oder PR-Agenturen, um sicher zu stellen, dass ich die wesentlichen Inhalte zumindest rechtzeitig mitbekomme. Es ist allerdings nicht so, dass alle Anbieter gleichermaßen positiv auf das neue - für sie übrigens ebenfalls komplett kostenfreie - Angebot reagieren. Viele fürchten um ihre Klickzahlen auf der eigenen Website, wenn sie ihre Inhalte auf meinem Portal platzieren. Andere verdienen damit ihr Geld oder nutzen die bei der Registrierung durch die Nutzer angegebenen Daten für vertriebliche Zwecke. Insofern müssen sich die Anbieter entscheiden, ob sie wie beschrieben vorgehen oder ob sie die steigende Reichweite meines Portals für das Erreichen komplett neuer Zielgruppe nutzen wollen. Das ist der Markt.
Peter: Mich bewegen insbesondere auch qualitative Aspekte im Zusammenhang mit den angebotenen Studien. Wie stehst Du zu einer möglichen Bewertung der Studien durch die Nutzer Deines Download-Portals? Dies könnten m.E. wichtige Informationen für die Nutzer_innen sein.
Stefan: Das Thema beschäftigt mich bereits von Anfang an. Dazu muss man wissen, dass ich persönlich ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Studien jeglicher Art habe. Wohl wissend, dass die häufig kommerziell tätigen Auftraggeber mit den Ergebnissen ein spezielles Ziel verfolgen. Und sei es nur, durch ein Logo auf einer Infografik an Markenbekanntheit zu gewinnen. Das ist erstmal legitim und schmälert die Befragungsergebnisse nicht zwangsläufig. Für mich sind die Inhalte auf dem HR-Studien Download Portal komplett getrennt von meinen redaktionellen Inhalten zu betrachten. Während ich bei meinen Blogbeiträgen authentisch zu meinen Äußerungen stehe, sehe ich mich den Studien-Ergebnissen gegenüber erstmal komplett neutral. Ich kann auch nicht einschätzen, ob die eine oder andere Studie tatsächlich wissenschaftlich korrekt durchgeführt wurde. Dazu müsste man sich intensiv mit dem Design, der Befragungsmethodik und vielem mehr beschäftigen. Das ist aber auch nicht mein Ziel. Ich biete lediglich einen erleichterten Zugang zu den Studien an, bewerte sie meinerseits aber grundsätzlich nicht. Das führt mich zu Deiner Teilfrage nach der Bewertung durch die Nutzer. Auch hier schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen sind anonyme Bewertungsmechanismen im Internet heute Gang und Gäbe. Allerdings bräuchte es dann einige Sicherheitsmechanismen. Dass jeder x-beliebig oft einen Rating-Knopf klickt und damit Inhalte von Mitbewerbern oder sonst unliebsame Downloads nach unten (oder umgekehrt nach oben) rankt, hilft wenig. Jeder sollte nur eine einzige Bewertungsmöglichkeit haben. Die technischen Möglichkeiten dies sicherzustellen ohne auf eine persönliche Registrierung zu setzen sind gering. Mit Blick auf die Einfachheit der Nutzung ohne Datenabgabe und großes Tracking meinerseits (Stichwort "Datensparsamkeit") sowie den Verzicht auf weitere Ladezeit-schädlichen Plugins und Widgets, habe ich noch keine wirklich gute Lösung dafür gefunden. Gerne lasse ich mich aber dazu von Experten beraten.
Peter: Der erste Aufschlag hat gesessen. Wie geht es ggf. weiter mit dem Download-Portal?
Stefan: Ziel ist der Ausbau der Content-Kooperationen. Das Portal lebt in erster Linie von der Anzahl als auch der Qualität der angebotenen Downloads. Sie müssen den Lesern einen Nutzen stiften. Mit dem weiter wachsenden Interesse von Partnern und Sponsoren lassen sich dann weitere technische Ausbauten oder auch Werbung gegenüber neuen Zielgruppen finanzieren. Dabei setze ich stark auf Mundpropaganda und Empfehlungen durch die Nutzer. Man darf nicht vergessen, dass ich ja kein kommerzieller Dienstleister bin, der hauptberuflich mit einem Investor in der Hinterhand ein Geschäftsmodell vergleichbar einem StartUp managed. Ich mache das alles ja nebenher - trotzdem, oder gerade deswegen, mit viel Herzblut. Insofern freue ich mich sehr, dass Du mir die Möglichkeit gegeben hast, mein Portal auf diesem Blog vorzustellen. Herzlichen Dank dafür!
Peter: Ganz herzlichen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Dir viel Erfolg sowohl als Persoblogger als auch Portal-Anbieter.