Homeoffice
Leipzig, Dezember 2023
Peter M. Wald
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Peter: Vornweg ganz herzlichen Dank für die Möglichkeit mit Dir über den Leitfaden und natürlich auch über andere HR-Themen zu sprechen.
Stefan: Sehr gerne, lieber Peter. Ich freue mich immer total, wenn vertieftes Interesse an den von mir publizierten Themen besteht. Insofern gilt mein Dank Dir für diese Einladung auf Deinen Blog.
Peter: Gab es neben der Corona-Pandemie ggf. auch weitere Gründe, dass Du Dich mit dem Thema Homeoffice/mobiles Arbeiten in Form eines umfangreichen Leitfadens beschäftigt hast?
Stefan: Seit Anfang 2020 habe ich die Corona-Pandemie weitgehend konstant für über 75 Wochen im Homeoffice verbracht. Tag für Tag, zu Lockdown-Zeiten mit nur 45 Minuten pro Woche Einkaufszeit unter Menschen in 3D. Ansonsten in virtueller Isolation. Oder eben auch nicht. Je nach Sichtweise. Das hat mich doch sehr geprägt. Es war also nur ein kleiner Schritt zur Zusage, darüber ein Fachbuch zu schreiben. Unabhängig davon war mir aber klar, dass dieses Thema unter der Flagge New Work weiter medial an Gewicht erhalten wird.
Peter: Es ist hervorzuheben, dass im Leitfaden eine Klarstellung der Begriffe Telearbeit, Mobile Arbeit, Mobile Office und FlexWork erfolgt. Hier gibt es erfahrungsgemäß in vielen Unternehmen nach wie vor Unklarheiten. Woran liegt aus Deiner Sicht die Unsicherheit beim Umgang mit diesen Begriffen?
Stefan: Hier kann ich nur Vermutungen anstellen. Tendenziell leben wir in Deutschland in einer starken Präsenzkultur mit einer Zuspitzung bis hin zum „Präsenzfetisch“. Es gab in den meisten Unternehmen vergleichsweise wenige Menschen, die vor der Pandemie schon remote ans Unternehmen angebunden arbeiten konnten. Wenn man dann noch sieht, dass diese Möglichkeit vielfach als eine Art Benefit oder gar als Incentive betrachtet wurde und die Hürden bei der Verargumentation zur Notwendigkeit von mobiler Arbeit entsprechend hoch waren, wundert es mich nicht, wenn sich Personalverantwortliche vor Corona wenig mit den Begrifflichkeiten auseinandergesetzt haben.
Peter: Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen und Rechtsgrundlagen für das mobile Arbeiten im Leitfaden recht breiten Raum einnehmen. Auch die Ausführungen zu den kollektivrechtlichen Aspekten im letzten Kapitel sind wichtig und durchweg gelungen. Ich bewerte dies als sehr gut, weil erfahrungsgemäß oft die damit zusammenhängenden Details für anhaltende Diskussionen in den Unternehmen sorgen.
Stefan: Wir haben die rechtlichen Aspekte u.a. deswegen so betont, weil wir uns mit dem Praxisleitfaden auch an Steuerkanzleien, Rechtsanwaltskanzleien oder Wirtschaftsprüfungskanzleien wenden wollten. Zudem sind überdurchschnittlich häufig Jurist:innen in der Rolle als Personalleiter:in tätig. Dort wird tendentiell stark in Leitplanken und rechtlichen Rahmenbedingungen gedacht. Das merke ich an mir selbst auch. „Wünsch-Dir-was“-Szenarien im Rahmen von „New Work Romantik“ aufzubauen, die dann an den rechtlichen Rahmenbedingungen scheitern, kann sich heute aber kein Unternehmen leisten. Rechtliche Rahmenbedingungen lassen sich allenfalls wohlwollend auslegen und interpretieren, aber bei der professionellen Ausgestaltung von mobiler Arbeit keinesfalls ignorieren. Das Schöne: Auch wenn es anfänglich nicht so schien, ist professionelles mobiles Arbeiten auch unter den heutigen rechtlichen Gegebenheiten möglich.
Peter: Neben den rechtlichen Aspekten geht es im Leitfaden auch um die vielfältigen organisatorischen Themen wie Fragen der Arbeitszeit bei mobiler Arbeit. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an die sehr erfrisschende Diskussion mit Gunnar Sohn (Digital X) zum Thema Arbeitszeit im Homeoffice. Was empfiehlst Du Unternehmen, um hier rechtlich korrekt zu agieren?
Stefan: Da ich meine Rechtsanwaltszulassung vor einigen Jahren zurückgegeben habe, muss ich mich mit juristischen Empfehlungen etwas zurückhalten. Aber aus meiner Sicht hilft es, auf den jeweiligen Schutzzweck der einzelnen Rechtsvorschriften zu fokussieren. Arbeitszeitregelungen dienen in erster Linie dem Schutz der Beschäftigten vor Überarbeitung. Eine auch heute noch mehr als legitime und sinnvolle Zielsetzung. Allerdings lässt es sich vermutlich nicht an einer starren Zeitgrenze festmachen, ob eine solche „Überarbeitung“ nach 7:45 Stunden oder 8:12 Stunden eintritt. Ebenfalls dürfte eine dem Biorhythmus angepasste nachmittägliche Pause und ein kurzes abendliches Weiterarbeiten (innerhalb des rechtlichen Gesamtarbeitszeit-Rahmens) eher förderlich sein, bezogen auf den eben genannten Schutzzweck. Was ich damit sagen will: Ein überwachungsartiges minutengenaues, möglicherweise sogar digitales Tracking, das zusätzlich massiven Druck auf die Beschäftigten ausüben würde, kann nicht die Lösung sein. Selbstredend muss aber auch klar sein, dass diese Flexibilisierung nicht zu einer 24/7-Verfügbarkeit ausarten darf.
Im Übrigen sollten wir uns bewusstwerden, dass auch bei einer Arbeit im Unternehmen keine dauerhafte Produktivität möglich ist. Stichwort: Kaffeeautomat, Austausch auf dem Flur usw. Die Lösung liegt also in einem Einhalten gesetzlich unabdingbarer Rahmenbedingungen einerseits und dem, was man „gesunder Menschenverstand“ oder auch Verständnis für „New Work“ andererseits nennen würde.
Peter: Interessant ist auch das vierte Kapitel des Leitfadens mit Aussagen zu Führung und Kommunikation, den psychosozialen und physiologischen Implikationen sowie Informationen zu spezifischen Remote-Führungs-Situationen. Ich vermute, dass in diesem Kapitel viele persönliche Erfahrungen eingeflossen sind. Könntest Du hier vielleicht einige Aspekte hervorheben, die aus Deiner Sicht besonders wichtig sind?
Stefan: Definitiv! Das hat mir gefühlt beim Schreiben am meisten Spaß gemacht. Denn schon alleine mal im Recruiting die Blickrichtung zu wechseln und sich zu fragen, wie denn „die Neuen“ mit einem rein virtuellen Auswahlverfahren und Onboarding zurechtkommen, hat viel bewirkt. Denn es geht letztlich um deutlich mehr als um fachliche Einarbeitungspläne und Prozesskenntnis. Und beim Thema Konflikt wird remote Führung erst so richtig spannend. Denn aufgrund der rein virtuellen Situation ist es deutlich herausfordernder für Führungskräfte überhaupt zu erkennen, dass sich ein Konflikt anbahnt oder schon besteht. Es ist eben sehr leicht bei einer Videokonferenz zu schweigen, vielleicht sogar mit ausgeschalteter Kamera, und sich anschließend abseits des unmittelbaren Einflussbereichs von Kolleginnen und Kollegen so eigene Gedanken zu machen – bis hin zum parallelen Bewerben bei einem anderen Unternehmen. Hierfür brauchen Führungskräfte bisher vielleicht weniger gut eingespielte oder geschulte Kompetenzen, die viel mit Empathie zu tun haben.
Peter: Gelungen sind auch die Ausführungen zur „Abwesenheit von der Tastatur“. Hier empfiehlst Du bei virtuellen Konferenzen Chat-Nachrichten mit dem Kürzel „afk“ für „away from keybord“ oder auch Status-Infos im gemeinsamen Kalender „abwesend“ bzw. mittels Ampel-Systemen. Wird dies in Deinem Umfeld so praktiziert?
Stefan: Ja. Wir haben schon seit einigen Jahren ein solches System auf Basis von Skype for Business. Das System gibt in Form einer Ampel einen Status aus, ob wir beispielsweise in einem Termin sind oder „nicht stören“ eingestellt haben (rot), gerade inaktiv sind (gelb) oder verfügbar/frei (grün). Das System habe ich als sehr hilfreich erlebt, wenn man damit professionell umgeht. Will heißen: Ist eine Unternehmenskultur in Punkto Remote Arbeit noch ungeübt, mag insbesondere der Status gelb „inaktiv“ zu allerlei Vermutungen Anlass geben. Dabei kann es zum Beispiel sein, dass einfach ein ungeplanter Anruf eines HR-Dienstleisters reinkommt und ich via Smartphone geschäftlich telefoniere und somit natürlich nicht „inaktiv“ bin. Da helfen nur saubere Vereinbarungen (auch unter Einbezug der Betriebspartner) und ein entsprechendes Mindset der Führungskräfte, um nicht die Aussagen der Tools als Maß aller Dinge zu sehen. Es mag banal klingen, aber viel miteinander zu sprechen, hilft enorm beim gegenseitigen Verständnis. Insbesondere in Remote-Situationen.
Peter: Im Moment ziemlich en vogue sind die sogenannten hybriden Arbeitsformen, auf die Du kurz im Abschnitt 4.5 eingegangen bist. Was ist hier wichtig?
Stefan: Aus meiner Sicht ist es leicht gesagt, dass hybrides Arbeiten die Zukunft ist. Das funktioniert dann gut, wenn es bedeutet, dass mal alle nur virtuell kommunizieren und zu einer anderen Zeit alle Vor-Ort arbeiten. In der Mehrzahl der Fälle wird hybrid aber bedeuten, dass zusätzlich zu einer Vor-Ort-Kommunikation Menschen remote angebunden werden und somit lediglich digital teilnehmen. In der Praxis bedeutet das die nicht zu unterschätzende Herausforderung, diese virtuell angebundenen Kolleginnen und Kollegen genauso sichtbar und sprechfähig zu machen, wie die Teilnehmenden vor Ort. Das geht aber nur, wenn sich vor Ort jemand dieser Personen (und dem Device, auf dem das Bild dieser Personen ausgegeben wird) annimmt und beispielsweise Kameras stetig neu ausrichtet, überprüft, dass die Verbindung noch steht und gegebenenfalls Wortbeiträge, die aufgrund der Internetverbindung nur sehr leise ankommen, entsprechend aufnimmt und verstärkt. Ich glaube, dass es hierfür noch ganz schön viel Übung braucht. Und Durchhaltevermögen, weil pauschale Ansagen wie „alle kommen rein“ natürlich deutlich leichter und vor allem schneller umzusetzen sind. Und da haben wir vom Thema „Karriere im Homeoffice?“ noch gar nicht gesprochen.
Peter: In vielen der aktuellen Diskussionen werden neue Arbeitsformen wie Homeoffice und mobile Arbeit mit New Work gleichgesetzt. Wie ist Deine Einschätzung dazu?
Stefan: Hier wiederhole ich mich bewusst immer wieder: Corona-bedingt am heimischen Küchentisch mobil ans Unternehmen angebunden zu arbeiten, hat nichts mit New Work zu tun. Ich überspitze hier bewusst, weil sich aufgrund dieser Gleichsetzung der letztlich deutlich höhere Anspruch an New Work buzzwordartig abnutzt. In Wahrheit muss man New Work natürlich deutlich ganzheitlicher denken und umsetzen. Dazu gehören neben Arbeitszeit und Ort beispielsweise auch das Mindset, Führungsmethoden (Stichwort: Enabling oder transformationale Führung hinzu), die Arbeitsausstattung, eine Anpassung der Unternehmenskultur, der Karrieremodelle, New Pay, persönliche Freiheiten und Spaß und vieles mehr. Insofern ist professionelles Arbeiten von unterwegs oder von Zuhause allenfalls ein Baustein. Vielleicht an dieser Stelle auch nochmal: Wir sollten diesen hohen Anspruch und die radikal andere Denkweise des New Work Ansatzes ebenfalls nicht für aller Arten von Jobs gleichermaßen als „must have“ postulieren. Mitarbeitende in Akkordarbeit an Fließbändern werden mit einer Vielzahl der oben genannten Themen nur schwerlich Anknüpfungspunkte finden. Ich plädiere also auch hier für einen stimmigen und sorgsameren Umgang mit dem Begriff und der Haltung zu New Work.
Peter: In den letzten Jahren ist das Angebot unter dem Label „Persoblogger“ ständig ausgebaut worden. Was hast Du in der Zukunft vor? Gibt es Dinge, die Du bereits heute ankündigen willst oder kannst?
Stefan: Das siehst Du richtig Peter. Seit 2020 ist PERSONALBLOGGER.DE mit dem Anspruch eines HR-Portals unterwegs. Einerseits bringt das viele Vorteile für die Nutzerinnen und Nutzer meiner Seite, weil sie dort umfassend informiert werden, dazu Studien und Infografiken herunterladen können, Weiterbildungen und HR-Events finden oder auch mal ihren neuen Job. Andererseits ist der Aufwand, den ich ja neben meinen fachlichen Führungsaufgaben bei der DATEV betreibe, damit auch größer oder zumindest komplexer. Vor allem was die zeitliche Koordination angeht. Manchmal bin ich schon geneigt, mich auf meine Kernleistungen, das Schreiben hochwertiger Artikel in einem Rhythmus von 1-3 Wochen, zu beschränken. Aber dann erreicht mich wieder so wunderbar motivierendes Feedback, dass ich weitermache und angespornt werde. Um es kurz zu machen: Ideen habe ich viele. Aber wie in meinem Buch beschrieben, gehört Selbstmanagement und Selbstfürsorge in der heutigen Zeit als wichtige Kompetenz ins Portfolio der Führungskräfte. Insofern lasst Euch gerne überraschen, was da noch alles kommen mag.
Peter: Dies klingt spannend! Ganz herzlichen Dank für das tolle Gespräch. Ich wünsche Dir bzw. damit dem Persoblogger weiterhin so viele Erfolge und eine anhaltend positive Resonanz in der HR-Community.
Stefan: Herzlichen Dank für Dein Interesse und danke auch an alle, die bis hierhin gelesen haben!
Zu meinem Gesprächspartner: Stefan ist Gründer von PERSOBLOGGER.DE, einem der bekanntesten deutschsprachigen Online-Portale für HR-Praktiker. Die Plattform bietet aktuelle Fachinformationen, Studien und Infografiken zum Download, einen Eventkalender sowie eine Jobbörse. Hinzu kommen Übersichten rund um die HR-Szene (Blogs, Podcasts) sowie die Präsentation spannende HR-Startups. Im Hauptberuf ist Stefan Scheller verantwortlich für die Arbeitgeberkommunikation der DATEV eG in Nürnberg und gestaltet dadurch die Unternehmenskultur aktiv mit. Er ist mehrfacher Buchautor, HR-Influencer und Keynote Speaker.
]]>Warum jedoch bezeichne ich dieses Jahr als ein Jahr des Lernens? Ich habe innerhalb weniger Tage lernen müssen, wie Lehrveranstaltungen per Video ablaufen. Im März 2020 ist mir sehr schnell klar geworden, dass es mit einer einfachen Übertragung der gewohnten Vorgänge auf digitale Formate nicht getan ist. Hier stand zuerst die Auswahl einer vernünftigen Lösung für die Lehrveranstaltungen im Raum. Nachdem die Versuche mit den über die Hochschule bzw. das DFN zur Verfügung gestellten Möglichkeiten nicht funktionierten (wie oft habe ich zum Beispiel verzweifelt versucht, Pexip anzuwenden), bin ich doch sehr glücklich, hier nach wie vor auf die verfügbare Z-Lösung zurückgreifen zu können. Weiterhin musste ich in vielen Lehrveranstaltungen erfahren, dass die angeblich so digital affine Generation Z oft eine „Generation Unsichtbar“ mit geringer Bereitschaft zur Interaktion ist. Erfahren musste ich auch, dass es kleine Gruppen von Studierenden aber auch von Unternehmen gibt, die Online-Vorlesungen nicht als „richtige“ Lehrveranstaltungen ansehen. Bevor ich zu einigen der konkreten Learnings komme, vielleicht einige Informationen zu meinen Lehrveranstaltungen. Diese biete ich in der Regel synchron an, d.h. diese finden so wie im Stundenplan festgelegt, statt. Ich zeichne diese nicht auf, sondern produziere Slidecasts zu ausgewählten Lehrveranstaltungen mittels Camtasia und stelle diese dann für einen begrenzten Zeitraum online.
Was habe ich nun im Jahr 2020 konkret gelernt? Ich habe versucht, diese Learnings etwas zu systematisieren, muss aber daran erinnern, dass viele davon eng miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen.
Digitale Lehre funktioniert - auch mit Interaktion
Die meisten Studierenden des Sommersemesters 2020 habe ich niemals „face to face“ zu Gesicht bekommen. Um von digitalen One-Man-Shows zu Interaktion zu kommen, brauchte es neue Ideen und Vorgehensweisen. Voraussetzung dafür ist es, dass die Beteiligten diese Interaktion auch wollen und den Einsatz klassischer (Blatt Papier in die Kamera halten!) und auch neuer Tools (zum Beispiel Abstimmungstools wie Slido) begrüßen und praktisch umsetzen! Auch die Nutzung von Breakout-Räumen für Gruppenarbeiten hat sich immer wieder als Erfolgsfaktor herausgestellt. Bei kleinen Gruppen - wie zum Beispiel im Schwerpunkt Personal - starte ich auch grundsätzlich die Veranstaltung mit einem Check-in (um Wiederholungen zu vermeiden ist dies durchaus auch eine inhaltliche Herausforderung!).
Informale Beziehungen und die 1:1-Kontakte sind wichtiger geworden
Viele gewohnte Dinge funktionieren verständlicherweise unter digitalen Bedingungen nicht mehr. Sei es ein kurzes Treffen auf dem Flur oder ein Gespräch vor und nach den Lehrveranstaltungen. Ich habe erfahren, dass ich dies sehr weitgehend durch meine virtuellen Sprechzeiten ausgleichen kann. Noch niemals sind (alle) Sprechzeittermine in einem Maße wie im zurückliegenden Jahr genutzt worden. Dies betrifft allgemeine Anfragen, die Betreuung von Abschlussarbeiten und von Studierenden in Remote und klassischen Praktika aber auch das einzelne oder Gruppen-Feedback zu Präsentationsleistungen. Ich nutze dafür verschiedene Nicht-Z-Lösungen. Es gibt aber auch virtuelle Erlebnisse, die berühren: So haben mir Studierende zum runden Geburtstag im Juli „Happy Birthday“ mittels Zoom akustisch übermittelt.
Hybrides Vorgehen gewinnt auch bei der Lehre an Bedeutung
Im laufenden Semester hatte ich das große Glück im Oktober 2020 Studierende eine Woche in Präsenz unterrichten zu können. Dieses Kennenlernen „face-to-face“ erleichtert den Übergang zu kompletten virtuellen Lehrveranstaltungen ungemein. Ich hoffe sehr, dass hybride Lösungen in absehbarer Zeit wieder möglich sind. Trotzdem bleibt es dabei, dass ich eine Reihe von Studierenden, die ich niemals „face-to-face“ getroffen habe, derzeit bis hin zur Abschlussarbeit betreue bzw. später betreuen werde.
Experimente und neue Tools versprechen neue Möglichkeiten
Seit geraumer Zeit greife ich bei den Lehrveranstaltungen zunehmend auch auf Visualisierungs-Werkzeuge wie Mural zurück. Hier lassen sich schnell sichtbare Ergebnisse erzielen und Interaktionsmöglichkeiten werden für die Beteiligten schnell greifbar. Das alljährlich stattfindende, vorweihnachtliche Glühweintrinken mit meinen HR-Alumni konnte ich diesmal virtuell mit großem Erfolg mittels Yotribe/Wonder umsetzen. Und auch die übliche Weihnachtsvorlesung für die Studierenden im Schwerpunkt Personal konnte ich durch ein virtuelles Escape Game substituieren.
Zum Schluss: Dauerhaftes virtuelle Zusammenarbeit bzw. Lehre führt offensichtlich zu digitaler Müdigkeit
Zugegebenermaßen machte sich bei vielen zum Jahresende eine gewisse digitale Müdigkeit bemerkbar. Hier bin ich noch auf der Suche nach Ideen, wie dieser Müdigkeit begegnet werden kann.
Alles in allem empfinde ich die Lehre im virtuellen Raum und die Kontakte mit meinen Studierenden als „Work-in-Progress“. Ich werde weiter lernen, werde weiter experimentieren und bereite mich auf diese Weise auf die hybride Lehre als Zukunftsmodell vor. Vielen Dank an alle Studierenden und Partner für das Verständnis und die Zusammenarbeit. Der zweite Teil des Jahresrückblicks folgt in den nächsten Tagen. Bis dahin!
]]>Zum Einen in der zweiten Auflage des "Handbuches HR-Management - New Work" (ayway media GmbH Bonn) zum Bereich "Aktuelle Entwicklungen und Anforderungen an das Personalmanagement". Zu erreichen ist mein Beitrag unter dem folgenden Link. Angesichts von New Work sollte HR die Voraussetzungen und Folgen digitaler Transformationsprozesse stets aus Sicht von Mensch, Technik und Organisation betrachten, sich auf eigene Erfolgsfaktoren, wie eine hohe Gestaltungsfähigkeit und -bereitschaft sowie die notwendige digitale und Medienkompetenz konzentrieren. Personalarbeit ist mittels einer Neuausrichtung auf die Rehumanisierung durch die Einführung zunehmend selbstbestimmter und sinnstiftender Arbeitsformen zu orientieren. Hinzu kommt die Übernahme neuer Aufgaben und Rollen als Gestalter von Beziehungen, als Netzwerker innerhalb und außerhalb von Unternehmen sowie als Umgebungen schaffender Spezialist für Lernen und Zusammenarbeit und Manager der Unternehmenskultur. Angeschlossen wird dies mit Rollen als Schiedsrichter zur Einhaltung organisatorischer Regeln und als Lieferant von Ideen und Impulsgeber.
Zum Anderen hat mir Danny Herzog-Braune von Paperwings-Consulting in seinem Podcast viele Fragen zur digitalen Führung und zu meinem Leben gestellt. Es hat mir sehr viel Spass gemacht, in diesem Format über meine Erfahrungen und Learnings berichten zu können. Herzlichen Dank für diese Möglichkeit, meine Überlegungen und Einsichten in einem Podcast "loszuwerden".
Abschließend kann ich noch auf ein umfassendes Interview mit den Gründern von FYLTURA verweisen. In diesem Interview ging es neben aktuellen Fragen einer (wissenschaftlich begründeten) Personalauswahl auch um einen Blick auf meine beruflichen Erfahrungen als Personaler. Hinzu kamen Fragen zu meiner Meinung zu den aktuellen Fragen von Homeoffice, Remote Work und hybriden Lösungen. Auch im Rahmen dieses Interviews hatte ich breite Möglichkeiten, meinen Standpunkt zu aktuellen Fragen des Personalmanagements einzubringen.
]]>In den letzten Monaten habe ich - aus der Sicht eines Lehrenden, als Teilnehmer an Formaten wie #9vor9, virtuellen Konferenzen oder auch Podcasts - festgestellt, dass die folgenden Dinge viel wichtiger als bisher sind: Aufeinander Zugehen und voneinander Lernen (auch mit digitalen Hilfsmitten). Mir fällt dabei immer wieder auf, dass viele der „ewigen“ Fragen zur Gestaltung guter Führung und Zusammenarbeit sich derzeit in aller Schärfe stellen und beantwortet werden müssen. Ausweichen, Vertagen und Aussitzen aber auch autoritäres Gehabe bringen nicht mehr den gewünschten Erfolg. Erkennbar wird dies insbesondere bei Kommunikationsdefiziten, toxischer Führung, mangelhaftem Vertrauen oder auch bei geringem Zugehörigkeitsempfinden. Die Wirkungen der „Führungs-Fails“ schlagen jetzt voll durch. Demgegenüber werden die positiven Auswirkungen von Offenheit, Vertrauen, Empathie und Transparenz sowie der nötigen digital skills deutlich sichtbar.
Wenn es keine Patentrezepte mehr gibt, braucht es andere Lösungen für die aktuellen Herausforderungen. Es ist aus meiner Sicht viel wichtiger geworden, mit den Widersprüchen virtueller Zusammenarbeit gezielt umgehen zu können. Zu diesen Widersprüchen gehört, dass virtuelle Zusammenarbeit und Führung
- weniger eine technische und als vielmehr eine kulturelle und organisatorische Herausforderung darstellt
- von Führungskräften und Mitarbeitenden sehr unterschiedlich umgesetzt bzw. erlebt wird
- soziale Taktgeber (ein Begriff von Professor Zacher/Uni Leipzig), d.h. nicht unbedingt die Führungskräfte, spielen für das Funktionieren virtueller Zusammenarbeit eine außerordentlich wichtige Rolle
- Zusammenarbeit und Führung auf Distanz ist, die jedoch auch oft eine unerwünschte Nähe mit sich bringt
- Autonomie ermöglicht aber den Wunsch nach stärkerer Koordination, Führung und Kontrolle bei vielen Akteuren verstärkt
- umfassende und regelmäßige Kommunikation erfordert, die jedoch oft nur formal und weniger informal erfolgt
- eher als formale Herausforderung verstanden wird, aber deutlich macht, dass informale Aspekte zum Erfolgsfaktor geworden sind
- innovative Formen der Zusammenarbeit fördert aber auch zu sozialer Isolation und Gefahren für die Psyche der Mitarbeitenden
- neue Regelungen (Gesetze) sinnvoll erscheinen lässt, diese aber Restriktionen in der Praxis mit sich bringen
- gleichermaßen Ursache von Produktivitätssteigerungen und -minderungen sein können
- gänzlich neue Möglichkeiten des Lernens mit sich bringt, die aber nur sehr begrenzt umgesetzt werden
Dies bedeutet für mich, in jedem Fall gemeinsam spezifische Lösungen zu finden, die den konkreten Bedingungen entsprechen und niemanden überfordern bzw. einer dauernden Gefährdung aussetzen.
Für die einzelnen Führungskräfte und Mitarbeitenden dürfte es bei virtueller Zusammenarbeit um ganz konkrete Antworten auf folgende Fragen gehen.
- wieviel Verantwortung übernehme ich selbst und wieviel Verantwortung übertrage ich an andere
- inwieweit habe ich meine und die mentale Gesundheit anderer im Blick bzw. greife auf Hilfe zurück oder biete diese an
- wie lerne ich und wie teile ich das Gelernte mit anderen
- wie weit vernetze ich mich digital, wo erkenne und ziehe ich (notwendige) Grenzen
- wofür/wann setze ich digitale Hilfsmittel ein und wofür/wann nicht
Der künftige Nutzen virtueller Zusammenarbeit und Führung wird davon abhängen, inwieweit jeder Mitarbeitende, jedes Team, jedes Unternehmen die "passende" Lösung finden wird. Zu möglichen Lösungen und angrenzenden Fragen werden in der nächsten Zeit Meinungen und Erfahrungen vorgestellt.
]]>Mittlerweile ist das Thema „Homeoffice“ auch in den großen Printmedien angekommen. So in einem umfangreichen Beitrag im Handelsblatt unter der schönen Überschrift „Revolution der Arbeitswelt“, der gleich mit den durchaus beeindruckenden Zahlen zum Homeoffice glänzt (34% der Mitarbeiter waren ganz oder teilweise im Homeoffice tätig). Auch die Aussage von Stefan Rief (Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation), dass die „Coronakrise ... die Digitalisierung unserer Zusammenarbeit um mindestens 15 Jahre nach vorn gebracht“ hat, wird zitiert. Es folgt in diesem Beitrag eine interessante Abrechnung mit dem Homeoffice in vier Kapiteln. Zwei meiner Meinung nach wichtige und durchaus ernst zu nehmende Argumente wurden dieser Abrechnung vorangestellt. Erstens: Die Erfahrungen mit Homeoffice sind so (überwiegend) positiv, weil sie in einer Ausnahmesituation entstanden sind. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser „Homeoffice-Honeymoon“ nicht so einfach fortschreiben lässt. Zweitens: Die Tatsache, dass die im Homeoffice offensichtlich genutzten Arbeitsbeziehungen (häufig) auf stabilen Strukturen basieren, die sich zuvor im klassischen Büro, d.h. nicht-virtuell, entwickelt haben.
Kapitel 1 - Die neue (Zusammen-)Arbeit: Homeoffice wird widersprüchlich gesehen. Einerseits zeigen sich hier die ersten Züge neuer Arbeit. Mitarbeiter sind häufig produktiver und fokussierter tätig und agieren autonomer. Andererseits vermissen sie aber Feedback, Wertschätzung und den zwischenmenschlichen Kontakt, wobei in erster Linie eine neue Führung im Homeoffice adressiert wird. Deutlich wird, dass künftig hybride Lösungen mit einem Arbeits-Mix zwischen Office und Zuhause angesagt sind. Mitarbeiter können zu Hause konzentriert arbeiten. Für Innovationen und Kreativität jedoch geht es ins Büro – auch mit zufälligen Treffen in Kantine und Kaffeeküche.
Kapitel 2 – Wirtschaftliche Effekte des Homeoffice für die Unternehmen: Die Arbeit zu Hause birgt beträchtliche Sparpotenziale für die Unternehmen. Es sind weit weniger Büroflächen als bisher nötig. Erwähnt wird ein Unternehmen, das rund 40 Prozent der Immobilienkosten sparen könnte. Hinzu kommen Wachstumspotenziale, die sich aufgrund der Vergrößerung des regionalen Bewerberpools ergeben. Unternehmen dürfte es mit Homeoffice-Lösungen leichter fallen, Talente in den Regionen außerhalb der Großstädte zu erreichen. Wichtig ist es aber, die Bindung der Mitarbeitenden bei virtueller Zusammenarbeit im Auge zu behalten.
Kapitel 3 – Volkswirtschaftliche Effekte: Für den zitierten Experten Weber (IAB) ist ein zusätzliches Homeoffice-bedingtes Wachstum des Bruttoinlandprodukts möglich. Er verweist in diesem Zusammenhang auf vier Faktoren. Erstens: Mitarbeiter könnten produktiver sein. Zweitens: Funktioniert mobile Arbeit gut und sind die Beschäftigten zufrieden, werden viele länger arbeiten. Drittens: Möglichkeiten zu mobiler Arbeit wirken positiv auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen. Viertens: Weitere Wachstumspotenziale ergeben sich aus dem besseren Matching auf dem Arbeitsmarkt, weil die Suche nach Fachkräften nicht mehr lokal begrenzt ist.
Kapitel 4 – Konflikte zwischen Mitarbeitenden, bei denen Homeoffice möglich ist und denjenigen, wo dies nicht möglich ist. In den Unternehmen zeigt sich dies in Konflikten zwischen den Ortsgebundenen und den räumlich flexiblen Mitarbeitenden. Es liegt auf der Hand, dass Millionen von Beschäftigten auch künftig in die Firmen kommen müssen. Dabei handelt es sich in erster Linie um diejenigen mit höheren Bildungsabschlüssen und höheren Entgelten. DieUnternehmen sollten überlegen, wie sie hierfür einen Ausgleich insbesondere im Rahmen einer durchaus möglichen zeitlichen Flexibilisierung schaffen können. Ansonsten droht eine Spaltung innerhalb der Belegschaften.
Zum Teil die gleichen aber auch andere Facetten der Thematik „Homeoffice“ beleuchtet Ted Bauer in seinem Blogpost „The work-from-home hybrid model ye seek“ ein. Er geht davon aus, dass sich viele gar nicht vorstellen können, dass alle Mitarbeiter wieder voll ins Büro zurückkehren. Dies ist aus seiner Sicht auch ein Grund dafür, dass in den letzten Monaten so häufig über bereits oben genannte Hybrid-Modelle diskutiert wurde. Für Bauer stehen derzeit vor allem folgende Themen im Mittelpunkt.
Das Büro
Hier stehen laufende Mietverträge, Bürostandorte, die Auswirkungen auf den Immobilienmarkt aber auch das Thema, wie sie mittels Büros, Teams zusammenhalten können, im Blickpunkt.
Die Mittleren Führungskräfte
Diese haben sich offensichtlich „mit acht Stunden Zoom- und Skype-Anrufen pro Tag“ arrangiert, aber sie können nichts für das Coaching, Mentoring, Anleitung, Entwicklung ihrer Mitarbeiter ausrichten. Sie tun vieles "um den Laden am Laufen zu halten“, kümmern sich jedoch weniger um die Ängste und Sorgen ihrer Mitarbeiter.
Die Mitarbeiter
Mitarbeiter wollen zur Zeit einfach nur wissen, was die Zukunft bringt, wie es mit ihrer Arbeit weiter geht.
Die „anderen“ Mitarbeiter (oder die Nicht-Homeoffice-Mitarbeiter)
Die meisten Arbeiter können aus Sicht von Bauer sowieso nicht mobil oder von zu Hause aus arbeiten, weil sie im Handel oder im Dienstleistungssektor tätig sind oder etwas Körperliches tun.
Der zentrale Punkt für all diejenigen, die von zu Hause aus arbeiten können
Hier geht es um die Wirkungen der spontanen Interaktionen, die Büros nun einmal bieten, und die Möglichkeit, Freunde bei der Arbeit physisch zu treffen.
Bauer zählt die vorliegenden Forschungsergebnisse auf: Zur Produktivität mobiler Arbeit (gut), weniger Pendelei (gut), Sie sehen Ihren Hund/Ihr Kind mehr (gut/schlecht), Sie tragen gerne den ganzen Tag Jogginghosen (gut/schlecht), und Sie gewöhnen sich langsam an die Arbeit von Zuhause - abzüglich der sogenannten "Zoom-Müdigkeit". Viele wollen außerdem nicht gern zurück ins Büro, weil sie aufgrund der Infektionsmöglichkeit nicht wirklich krank werden wollen.
Was Mitarbeiter aus seiner Sicht offensichtlich brauchen, sind Schübe unstrukturierter Interaktion, gefolgt von Stunden ruhiger Zeit zum Erledigen der Aufgaben - Zeit, die oft produktiver ist, wenn sie außerhalb des Büros verbracht werden. Die optimale Kombination von mobiler Arbeit und der Arbeit vor Ort zu finden, wird von Unternehmen zu Unternehmen, von Job zu Job und von Person zu Person unterschiedlich sein. Dabei geht es um die sogenannten Hybridmodelle: Menschen sicher und auf Distanz zu halten, sie aber auch zusammenzubringen, um Interaktionen und "Brainstorming" zu ermöglichen.
Bauer schlägt hierzu vor, jeden Freitag bei Zoom eine Lotterie durchzuführen, bei der die Leute Zahlen oder Buchstaben ziehen ... und dann werden diese Buchstaben an die Tage gebunden, an denen Sie nächste Woche kommen. Dies gibt den Menschen eine Mischung aus zu Hause und im Büro, und die Teams und Leute, die zusammenkommen, sind vielleicht zufällig genug, dass Innovationsschübe siloübergreifend entstehen könnten.
Dabei gibt es bestimmt Führungskräfte, die wollen, dass ihr gesamtes Team an einem Tag physisch anwesend ist. Verständlich auch vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse, dass die Mitarbeiter im Büro deutlich mehr befördert werden. Bauer würde 1/2/3- oder A/B/C-Teams in Bezug auf die Rotation der Mitarbeiter wieder einführen, wobei Distanz und zufällige Verbindungen hergestellt und Erfahrungen ausgetauscht werden können. Weiterhin ist zu versuchen, Zoom-Anrufe auf 3, maximal 4 pro Tag zu begrenzen.
Die Nutzung von Third Places/Co-Working Spaces stellen aus seiner Sicht eine gute Option für Unternehmen dar, die kein großes Gebäude in der Innenstadt kaufen wollen. Hier können sie interagieren, aber auch auf Distanz arbeiten. Es ist sinnvoll und löst einige Probleme des "Hybridmodells" mit viel geringeren Kosten.
Andere Aspekte mit Bezug zum Homeoffice werden in einem aktuellen Beitrag in BrandEins unter der Überschrift "Bin ich gut genug?" beleuchtet. Hier geht es um die Bewertung von Leistungen der Mitarbeitenden, die mobil bzw. im Home-Office tätig sind. Eine Frage, die derzeit, gerade von Führungskräften häufig angesprochen wird. Wie gehen insbesondere die Kontrollfreaks unter den Führungskräften mit der gegenwärtigen Situation um? Wie stark ist das Vertrauen zwischen den Mitarbeitenden und Führungskräften ausgeprägt? Wird ggf. der Einsatz von Überwachungsprogrammen erwogen? Im Beitrag wird von Panikkäufen dieser Lösungen zu Beginn der Pandemie berichtet. Offensichtlich wollen Mitarbeiter Leistungseinschätzungen. Die Frage ist hier, inwieweit der Einsatz technischer Hilfsmittel zur gegenseitigen Beurteilung von Mitarbeitenden sinnvoll ist. Aber auch welche Rolle die Möglichkeiten zum informellen Austausch bei dieser gegenseitigen Beurteilung spielen kann. Derzeit werden hier auch bereits Algorithmen bzw. entsprechende Lösungen zur Überwachung und zur Verhaltens- und Leistungsanalyse eingesetzt. Es ist anzunehmen, dass die Verantwortlichen der Versuchung diese einzusetzen nicht widerstehen können.
Alles in allem. Es bleibt weiterhin spannend.
]]>Wald: Bereits an dieser Stelle vielen Dank dafür, dass ich mit Ihnen über Zest sprechen kann. Vornweg aber die Frage, wie es Ihnen persönlich in den letzten Monaten ergangen ist.
Ramminger: Die letzten Monate waren spannend und herausfordernd, da ich im April 2020 die Stelle hier in Düsseldorf angetreten habe. Das Onboarding verlief virtuell. Ansonsten arbeiten wir ohnehin komplett in der Cloud und Homeoffice ist eine ständige Option.
Wald: Zest ist nach eigener Aussage ein Echtzeit-Feedbacksystem auf der Basis modernster SaaS-Technologie. Was kann ich mir darunter konkret vorstellen? An wen richtet sich die von Ihnen angebotene Lösung?
Ramminger: Der Mitarbeitende (m/w/d) kann jederzeit als Feedback-Geber oder als Feedback-Nehmer auftreten. Das Feedback kann auf seine Qualität hin bewertet werden und es ist eine Kommentierungsmöglichkeit vorhanden. Das Feedback kann sich an eine Einzelperson, eine Abteilung oder das gesamte Unternehmen richten. Hierbei handelt es sich um ein 360° Feedback und kein Top-Down Feedback. Zest richtet sich grundsätzlich an Jeden. Zest ist dabei eine hoch konfigurierbare und skalierbare Lösung. Angefangen bei Stimmungschecks über die Engagement-Messung, zu Pulsbefragungen, Check-Ins, das Projekt- und Skillmanagement, das Feedbacksystem bis hin zu einem Ideenmanagement. Alles in einer Lösung: webbasiert & als App auf mobilen Endgeräten.
Wald: Wie ich gelesen habe, stammt Zest von einem französischen Unternehmen, was ich mit einem Blick auf die Landschaft der HR-Lösungen und -Apps für ungewöhnlich halte. Können Sie etwas zur Entstehungsgeschichte sagen?
Ramminger: Was es damit auf sich hat beantwortete mir Chris Bergeon, der CEO von Zest, wie folgt: „Ich gründete Zest vor 5 Jahren, nachdem ich mehr als 12 Jahre für eine große HRIS-Plattform gearbeitet habe. Diese Lösungen sind alt, für die Personalabteilung bestimmt, nicht für Mitarbeiter, geben Informationen im Rückspiegel und sind nicht vorhersehbar. Deshalb wollte ich eine Echtzeitlösung erstellen, um bessser zu wissen, was die Leute bewegt. Heute sind wir die einzigartige „Suite“ der neuen Generation, die Listening-Funktionen (Engagement & Pulse) und Perform-Funktionen (Zielverwaltung & Check-Ins) sowie Teilen (Feedback) umfasst.“
]]>Den Start bildete das Extra des „HR RoundTable“ der BONAGOIncentive Marketing Group GmbH/München (15. bis 17. September 2020). Hier habe ich mir am 15. September 2020 den Input von Julia Köthemann und Janina Müller (Zentrales Personalmarketing, Bundesagentur für Arbeit) zum Personalmarketing bei der Bundesagentur angehört. Ein sehr informativer und gelungener Beitrag. Es wurde deutlich, wie professionell das Personalmarketing in dieser Behörde abläuft. Mit großem Interesse habe ich bei der anschließenden Diskussion vernommen, dass die Mitarbeiter aus dem Personalmarketing (!) bei der Bearbeitung der zahlreichen Anträge zum Kurzarbeitergeld mitgeholfen haben und wie positiv dieser Einsatz auf das Zusammengehörigkeitsgefühl gewirkt hat. Am Nachmittag habe ich dann auch kurz in den Beitrag von Franz Langecker hineingeschaut, der die Veränderungen bei der IT-Unterstützung in den Personalbereichen aus historischer Sicht reflektiert hat (Kurz: Von der elektronischen Lohn- und Gehaltsabrechnung der 1980er zu digitalen Employee-Experience-Plattformen der 2020er Jahre).
Am Nachmittag (17:00-18:30 Uhr) verfolgte ich eine interessante Websession zum Thema „Hybride Teams wirksam führen“ der Allfoye Managementberatung GmbH. Nach einem informativen Einstieg zu verschiedenen Arbeitswelten und künftigen Skills ging es hier um Fragen der Zusammenarbeit in und der Zusammensetzung von virtuellen Teams. Auch wenn ich die vom Referenten Max Görner benutzte Definition hybrider Teams nicht teile (hybride Teams – als Quasi-agile Teams – die durch das Wollen bzw. aufgrund der Präferenzen der Teammitglieder entstehen) finde ich den Ansatz, hier besonders auf kulturelle Aspekte bzw. Wertvorstellungen der Teammitglieder zu rekurrieren) äußerst interessant. Leider kamen die Fragen der co-located Teams und die praktischen Dinge (trotz einiger wertvoller Hinweise – wie bspw. die Retrospektiven um den Faktor Mensch zu ergänzen) etwas zu kurz. Insgesamt aber ein sehr interessantes und aufschlussreiches Webinar.
In der hier betrachteten Woche hatte (aber) auch Wolfgang Brickwedde vom I4CR zu seinem „FACTS & FIGURES TALK im Rahmen der ICR Digital Recruiting Summer Academy geladen. Hier habe ich am 15. September 2020 einen Input zum Thema „Digitale Transformation und deren Einfluss auf Recruiting“ von Stephan Koenen (HR Executive Adviser, SAP) gelauscht. Hier war interessant zu erfahren, dass die Themen Candidate Experience (auch die Messung – Candidate NPS), Hiring for Best Fit (Professionelles Interviewing) und Talent Sourcing (Erreichen passiver Talente) im Zentrum stehen. Interessant die Rolle der sogenannten Bar Raiser (in der Regel sind dies Mitarbeiter aus anderen Bereichen als die zu besetzende Position, die helfen sollen bei der Einstellung langfristig zu denken und dadurch zu den besten Entscheidungen zu kommen). Erstaunt der Blick auf den hohen Automatisierungsgrad des Recruitingprozesses (u.a. mit eightfold und censia). Mit den Facts & Figures Talk ging es dann am 17. September 2020 weiter mit dem Vortrag von Axel Hohaus (Referent Employer Branding & Personalmarketing bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank) zum Ausbildungsmarketing in Zeiten von TikTok, Instagram und Co und ist dabei umfassend auf die seit mehreren Jahren von der APO-Bank durchgeführte Schüerstudie eingegangen. Hier wurde wieder einmal mehr als deutlich, dass Azubi-Marketing NUR mit TikTok und Instagram nicht erfolgreich sein kann. Mit einem Blick auf diese Studien wurde klar, dass Besuche auf Ausbildungsmessen, Kontakte zu Schulen und auch Printartikel keinesfalls out sind. Auf meine Frage, wie denn Eltern potenzieller Azubis erreicht werden können, hat Axel Hohaus auf entsprechende Facebook-Kampagnen verwiesen. Ein schönes Beispiel für den altersspezifischen Umgang mit sozialen Netzwerken.
Zwischendurch habe ich mir dann noch einen Abstecher zur virtuellen Konferenz Convergence Unbound von Cornerstone erlaubt. Hier hat mich vor allem der Input zum Thema „Building leadership and communication skills using virtual reality” interessiert. Die mittlerweile vorhandenen Möglichkeiten, haben Vertreter von Talespin, Facebook und Nestlé eindrucksvoll dargestellt (Hier ein Beispiel zum Training zum Bereich „Gesprächsführung").
]]>Mobile Arbeit bzw. digitale Zusammenarbeit
- wird nach wie vor eher als technische und weniger als kulturelle und organisatorische Herausforderung behandelt
- ist Zusammenarbeit auf Distanz, die aber häufig auch eine erwünschte/ unerwünschte Nähe mit sich bringt
- ermöglicht eine hohe Autonomie, bringt aber oft auch den Wunsch nach stärkerer Koordination, Führung und Kontrolle mit sich
- erfordert intensive und regelmäßige Kommunikation, die sehr oft nur formal und wenig informal umgesetzt wird
- ermöglicht neue, z.T. auch innovative, Formen der Zusammenarbeit, führt aber in einer Reihe von Fällen zu sozialer Isolation und Gefahren für die Psyche der Mitarbeitenden
Qualität und möglicher Nutzen der digitalen Zusammenarbeit hängt aus meiner Sicht davon ab, wie mit diesen Widersprüchen ganz konkret umgegangen wird. Damit sind zumeist kulturelle, aber auch organisatorische Fragen angesprochen, die aktuell viel zu selten und wenn, dann auch zu unspezifisch diskutiert werden. Ich will mich hier vor allem auf organisatorische und Führungsthemen digitaler Zusammenarbeit fokussieren, weil hier ein aktueller Artikel, an dem erneut Eduardo Salas beteiligt war, für Klarheit sorgt. Nach dem Artikel „Today's virtual teams: Adapting lessons learned to the pandemic context“, den ich hier vorgestellt habe, hat Salas gemeinsam mit Denise L. Reyes und Miguel Luna (alle RICE University Texas) erneut instruktive Einblicke in den Umgang mit diesen neuen Arbeits- und Führungsformen geliefert. Unter der Überschrift „Challenges for team leaders transitioning from face-to-face to virtual teams“ werden nützliche Hinweise zur digitalen Zusammenarbeit gegeben. Die Autoren gehen dabei von zwei aus ihrer Sicht wichtigen Aspekten virtueller Zusammenarbeit aus. Der erste Aspekt umschreibt die Schwierigkeiten beim Umgang mit Verantwortung unter virtuellen Bedingungen. Sind einige Teammitglieder fähig, autonom zu arbeiten, verlieren andere den Überblick, wenn sie nicht eng geführt werden. Beim zweiten Aspekt geht es darum, das Gefühl der Verbundenheit mit der Organisation aufrechtzuerhalten. Es kann passieren, dass Teammitglieder sich von der Organisation abgekoppelt oder von anderen Menschen isoliert fühlen, was negative Auswirkungen für die psychische Gesundheit mit sich bringen kann.
Im Zentrum des Artikels steht die Beschreibung von fünf wichtigen Herausforderungen für Führungskräfte von virtuellen Teams. Hervorzuheben ist, dass die Autoren praktische Tipps geben, wie mit diesen Herausforderungen unter virtuellen Bedingungen konkret umgegangen werden kann.
(1) Herausforderung, weiterhin produktiv zu sein
Virtuelle Zusammenarbeit unterliegt auch Einflüssen, die wenig oder nicht mit der konkreten Arbeitsaufgabe zusammenhängen. Hierzu zählen die individuelle Arbeitsweise, das Engagement des Mitarbeitenden, die konkreten Bedingungen am Ort der Arbeit, wie der Arbeitsplatz, aber auch die familiäre Situation. Vorliegende Erkenntnisse zeigen, dass es hier schnell zu Überlastungen kommen kann. Wie kann mit dieser Herausforderung umgegangen werden? Hier liefern die Autoren konkrete Tipps.
Tipp 1: Meetings sollten auf neue Art, d.h. mit einem Check-In, begonnen werden.
Exkurs: Jedes Teammitglied bekommt im Check-In Zeit den anderen über seine derzeitige Situation Auskunft zu geben. Je nach Situation kann dies zwei, drei Minuten oder länger dauern. Mögliche Fragen sind: Was sollten die anderen zu Beginn des Meetings über mich wissen? Mit welchen Gedanken bin ich zu Beginn des Meetings beschäftigt? Wie geht es mir im Moment?
Tipp 2: Organisieren bzw. verhindern, dass E-Mails oder Anrufe nach der Arbeitszeit versandt werden bzw. erfolgen.
(2) Anwenden eines gemeinsam geteilten mentalen Modells
Hier geht es um ein gemeinsames Verständnis des zu erreichenden Ziels und wie die einzelnen Rollen zur Erreichung dieses Ziels verteilt sind. Kommunikationsdefizite können bei virtueller Zusammenabeit schnell dazu führen, dass Redundanzen entstehen, weil Unklarheiten bei der Aufgabenverteilung existieren. Führungskräfte sollten hier entsprechend kommunizieren.
Hierzu die folgenden Tipps.
Tipp 3: Tägliche Check-in-Anrufe mit dem gesamten Team durchführen, damit jeder über die Aufgaben der anderen, die aktuellen Prioritäten und die Auswirkungen auf das Gesamtziel des Teams informiert ist.
Tipp 4: Nutzung eines Online-Projekt- und Aufgaben-Management-Systems, damit jeder über den Bearbeitungsstand der Aufgaben und andere Updates informiert ist.
(3) Ermöglichen, dass sich die Teammitglieder mit ihrem Team und dem Unternehmen verbunden fühlen
Nicht überraschend ist, dass sich Teammitglieder im virtuellen Raum schnell abgekoppelt fühlen. Hier kann vermehrte Kommunikation auch zu Themen, die über die konkreten Arbeitsaufgaben hinausreichen, helfen. Dies ist insbesondere bei jüngeren Teammitgliedern wichtig. Bei Teammitgliedern mit einem geringeren Informationsbedürfnis sollten Führungskräfte ihre Erreichbarkeit signalisieren.
Tipp 5: Laufend Einzelgespräche führen, die nicht nur aufgabenbezogen, sondern auch an den individuellen Bedürfnissen ausgerichtet sind.
Tipp 6: Entwickeln, Anwenden und Fördern lustiger, nicht arbeitsbezogener virtueller Formate (z.B. virtuelle Happy Hours), um diejenigen mitzunehmen, die sich isoliert fühlen.
(4) Dafür sorgen, dass die Teammitglieder Anerkennung für ihre Arbeit spüren
Anerkennung für ihre Anstrengungen führt bei den Teammitgliedern zu höherem Engagement und zu höherer Loyalität zum Team. Unter virtuellen Bedingungen Anerkennung zu zeigen ist eine Anforderung an sich, weil verbale und nonverbale Signale fehlen. Führungskräfte sollten deshalb häufiger und regelmäßiger kommunizieren.
Tipp 7: Ein oder zweimal je Woche Mails an die Teammitglieder versenden, um Erreichtes und die Ziele zu bewerten.
Tipp 8: An die nächsthöheren Vorgesetzten E-Mails mit Informationen über Leistungen und Ziele des Teams (mit Kopie an die Teammitglieder) schicken, um die Teammitglieder daran zu erinnern, wie wichtig ihre Arbeit ist.
(5) Sicherstellen, dass sich die Teammitglieder psychisch sicher fühlen
Unter virtuellen Bedingungen kann es schneller als bisher zu Missverständnissen kommen. Für Mitarbeitende kann es wichtig sein, Probleme ohne Angst ansprechen zu können. Für Führungskräfte ist es hier wichtig, sowohl individuell mit den Teammitgliedern zu kommunizieren als auch den Austausch zwischen den Teammitgliedern aktiv zu fördern,
Tipp 9: Für kleinere, voneinander abhängige Aufgaben können jeweils Treffen für Einzelpersonen vorgeschlagen werden.
Tipp 10: Mit jedem neuen Teammitglied einzeln treffen, um einen abgeschlossenen, weniger einschüchternden Raum zu bieten, in dem diese alle Fragen oder Bedenken äußern können.
Zum Thema mentale Sicherheit liegt mittlerweile auch ein interessanter Beitrag von Amy C. Edmondson und Gene Daley vor. Sie verweisen dabei auf bekannte Werkzeuge in Online-Meetings die dabei helfen können, mentale Sicherheit zu vermitteln. Dazu gehören die Handheben-Funktion, Ja/Nein-Fragen, Abstimmungen, die Chat-Funktion, Breakout Rooms sowie der bewusste Einsatz der Video- und Audio-only-Möglichkeiten. Sie verweisen in ihrem Beitrag auch auf die Bedeutung der Vor- und Nachbereitung von virtuellen Meetings durch die Führungskräfte. Ihnen ist zuzustimmen, wenn sie auf die Bedeutung der richtigen Anwendung dieser Werkzeuge für Engagement, Kollegialität, produktiven Dissens und das Entstehen von Ideen hervorheben. Psychische Sicherheit kann auch aus der sogenannten taziten Koordination, erwachsen. Darunter verstehen Marco Minervini, Darren Murph and Phanish Puranamein gemeinsames Verständnis von Arbeitsnormen und -kontext, durch das eine Koordination ohne direkte Kommunikation ermöglicht wird. Die Koordination erfolgt hier durch die Beobachtung der Handlungen anderer Teammitglieder und die Fähigkeit, auf der Basis gemeinsamer Normen vorherzusagen, was sie tun und brauchen werden.
Bemerkenswert an den zuletzt genannten Beiträgen ist für mich die Bedeutung und der Umgang mit Fragen der psychischen Sicherheit. Hinzu kommen das gemeinsame Verständnis der Aufgabe, tazite Koordination und die Verbundenheit mit der Organisation und dem Team bei virtueller Zusammenarbeit.
Mit ihren fünf Herausforderungen bieten Reyes et al. einen verständlichen Rahmen für die Bewertung und aktive Gestaltung neuer Formen der Zusammenarbeit, der gleichermaßen organisatorische und psychologische Aspekte enthält und umsetzbar aufbereitet. Damit können einige Widersprüche digitaler Zusammenarbeit konstruktiv aufgelöst werden.
Links bzw. Informationen zu den genannten Beiträgen
Challenges for team leaders transitioning from face-to-face to virtual teams
von Denise L. Reyes, Miguel Luna, Eduardo Salas
In press as: D.L. Reyes, et al., Challenges for team leaders transitioning from face-to-face to virtual teams, Organ Dyn (2020),
How to Foster Psychological Safety in Virtual Meetings
von Amy C. Edmondson, Gene Daley
https://hbr.org/2020/08/how-to-foster-psychological-safety-in-virtual-meetings
Remote Work Doesn’t Have to Mean All-Day Video Calls
von Marco Minervini , Darren Murph, Phanish Puranam
https://hbr.org/2020/09/remote-work-doesnt-have-to-mean-all-day-video-calls
]]>Besonders freue ich mich, dass es gelungen ist, als weitere Gesprächspartnerin Barbara Josef zu gewinnen. Sie ist ehemalige Kommunikationsleiterin Microsoft Schweiz, Co-Founderin von 5to9, Mitautorin einer umfangreichen Coworking-Studie und erfolgreiche Doktorandin bei Professorin Antoinette Weibel von der Uni St. Gallen. Barbara Josef habe ich bereits im Jahr 2016 virtuell und später in diesem Jahr dann auch real kennenlernen dürfen. Mit einer Keynote beim HR Innovation Day 2016 mit dem Titel „Plädoyer für ein neues Miteinander - Vom Home Office zu Co-Working und Co-Creation“ hat sie viele der derzeit heftig diskutierten Fragen nicht nur vorweggenommen, sondern zum Teil auch beantwortet. Die beiden Interviews, die ich im Vorfeld des Events mit ihr führen konnte, bieten viele aktuelle Anknüpfungspunkte.
Interview: https://5to9.ch/pladoyer-fur-ein-neues-miteinander-vom-home-office-zu-co-working-und-co-creation/
Beim Lesen werden viele erstaunt sein, wie aktuell doch die Themen waren, über die wir 2016 und auch später diskutiert haben. So hat Barbara Josef recht nachdrücklich auf das Konzept des Third Place hingewiesen und die vielfältigen Vorteile des Co-Workings herausgearbeitet. Letztlich hat sie damit auch Diskussionen zu den hybriden Lösungen bereits vorweggenommen. Gerade hybride Lösungen besitzen - angepasst an die konkreten Bedingungen (Aufgaben, Mitarbeiter*innen, technische und organisatorische Voraussetzungen) - eine außerordentliche Bedeutung für künftige Arbeitsweisen und -modelle.
Es gibt also viele Gründe, sich auf den #HRtalk am 4. September 2020 zu freuen.
]]>In den letzten Tagen habe ich auch ein sehr treffendes Zitat zur Remote Arbeit gefunden, das ich hier gern wiedergebe "The rabbit is out of the hat: remote working works". Diese Aussage findet sich in einem Beitrag von BCG-Beratern, den ich nachfolgend vorstellen möchte. Daneben gehe ich auch kurz auf eine aktuelle Studie von Salesforce ein. Beide Beiträge bzw. Studien rücken die künftig sinnvollen hybriden Lösungen bei der mobilen Arbeit in das Zentrum und erklären, warum diese wichtig sind und was bei ihrer Einführung beachtet werden sollte. Damit verlassen diese Autoren die derzeit häufig anzutreffenden Alles-oder-nichts-Aussagen zur Remote Arbeit.
Ausgangspunkt des BCG-Beitrags sind die Erfahrungen der letzten Monate, die gezeigt haben, was alles funktionieren kann. Viele fragen jedoch derzeit danach, wie es weiter geht. Viele Unternehmen versuchen jetzt, die Mitarbeiter zurück an den Arbeitsplatz zu bringen. Mit der hier zitierten Befragung der BCG zum "Arbeitsplatz der Zukunft" wird deutlich, dass die meisten Organisationen wissen, dass sie künftig viel stärker Remote arbeiten werden als in der Zeit vor Corona. Insgesamt gehen die befragten Unternehmen davon aus, dass etwa 40% der Mitarbeiter in Zukunft Modelle von Remote Arbeit nutzen werden. Siebenunddreißig Prozent der Unternehmen nehmen an, dass mehr als 25% der Mitarbeiter in Hybridmodellen arbeiten werden, d. h. hier wird mobile Arbeit mit Vor-Ort-Arbeit kombiniert.
Nimmt mobile Arbeit zu, liegt es jedoch an der Führung, eine Vision dafür zu entwickeln, wie genau dies geschehen soll. Hier geht es vor allem darum, wie diese Vision konkret realisiert werden kann.
Mobile Arbeit hat viele Facetten. Es bedeutet keinesfalls, dass alle oder die meisten Mitarbeiter stets von zu Hause aus arbeiten. Vielmehr geht es darum, die Arbeit so zu strukturieren, dass Mitarbeiter ihre Zeit zwischen Zuhause und dem Arbeitsplatz aufteilen. Dabei scheint vieles möglich: Abwechselnde Wochen mit einem rotierenden Zeitplan. Oder auch bestimmte Zeiten, zu denen jeder physisch anwesend sein muss. Unternehmen könnten sich auch für ein "Work-from-anywhere"-Modell entscheiden, bei dem die Mitarbeiter immer Remote tätig sind, aber dabei jederzeit an jeden beliebigen Arbeitsort kommen können, wenn sie dies wünschen.
]]>Berater von Bain stellen fest, dass die Auswirkungen der mobilen Arbeit bekannt sind und fragen, was als Nächstes kommt. Dabei geht es darum, dass die Unternehmen jetzt entscheiden müssen, wie - oder ob - ihre Mitarbeiter in das Büro zurückkehren werden. Sie empfehlen bei der Beantwortung dieser Frage drei Prinzipien zu berücksichtigen:
- Die Gründe für mobile Arbeit sind zu nennen. Es muss klar sein, warum die mobile Arbeit der Organisation dient. Diese Gründe sollten nicht nur in den Erfahrungen mit der Covid-19-Situation zu finden sein, sondern auch in der Unternehmensstrategie und -kultur. Wenn mit mobiler Arbeit nur Mietkosten eingespart werden sollen, werden die Unternehmen bald feststellen, dass dies nur ein kurzfristiger Vorteil ist. Talente werden schnell anderswo flexiblere Beschäftigungsmöglichkeiten finden.
- Bei der Umsetzung mobiler Arbeit gibt es nicht DIE EINE Lösung, die für jede Situation geeignet ist. Keine zwei Unternehmen, Geschäftseinheiten, Funktionen oder Teams werden die gleichen Ziele, Anforderungen oder Zwänge für mobile Arbeit haben. Es geht hier immer um die Frage, warum und wie mobile Arbeit hilfreich sein könnte, und welche Auswirkungen damit verknüpft sind. Es bieten sich hier verschiedene Varianten an: Vollständige oder teilweise mobile oder gar keine mobile Arbeit.
- Es sollte immer zuerst daran gedacht werden, wie die Arbeit verrichtet wird, und nicht nur, wo sie geleistet wird. Unbedingt zu vermeiden ist, in alte Arbeitsweisen zurückzufallen. Inwiefern hat sich zum Beispiel der Umgang mit Meetings zum Besseren verändert? Welche neuen Arbeitsweisen wurden eingeführt? Wurden im Unternehmen ggf. einfachere, aber ebenso effektive Formen der Zusammenarbeit (wieder)entdeckt? Die Antworten auf diese Fragen enthalten wichtige Lehren, die Organisation der Arbeit neu zu formulieren, anstatt alte Dinge zu wiederholen.
In vielen Fällen wird mobile Arbeit nicht mehr wegzudenken sein. Unternehmen haben nach Meinung der Bain-Berater heute die historische Chance, ein optimales Modell verteilter Arbeit zu entwickeln, ein Modell, das das Beste aus den Mitarbeitern herausholt und gleichzeitig dazu beiträgt, Talente zu halten und anzuziehen.
Und noch ein Hinweis in eigener Sache. Am 10. Juli gibt es ein #9vor9 EXTRA zum Thema Homeoffice: Braucht es ein Gesetz? Hier diskutiere ich mit Lars Basche und Stefan Pfeiffer ab 8:51 zum Thema Homeoffice/Remote Work. Über das Twitter-Konto von Stefan Pfeiffer @digitalnaiv kann diese Sendung live im Videostream verfolgt werden. Schwerpunkt ist die wirklich nicht ganz leicht zu beantwortende Frage, ob letztlich ein Gesetz notwendig ist, um mobile Arbeit (oder Homeoffice) zu „erzwingen“.
Weitere Linkbits zum Thema Homeoffice/Remote-Work
Die Mannheimer Corona-Studie mit Aussagen zum Anteil der im Homeoffice Tätigen.
Bei der Mannheimer Corona-Studie handelt es sich um eine Panelstudie, die auf einer Langzeituntersuchung aufbaut. Dadurch lassen sich die derzeit beobachteten Entwicklungen mit der Situation vor dem Ausbruch der Pandemie vergleichen.
Tipps zum erfolgreichen Umgang mit Social Distancing liefert ein Beitrag in Fast Company
In diesem Beitrag wird die besondere Bedeutung von personalisierter Anerkennung und Dankbarkeit beschreiben. Es geht gerade aktuell darum, Kollegen, Mitarbeitern auf besondere Weise zu vermitteln, dass Sie geschätzt werden. Dies kann eine Karte in der Post oder auch eine Geschenkkarte, die per E-Mail versandt wurde, sein.
Ein neuer (sehr umfangreicher) Ratgeber zur Remote Arbeit kommt von Trello. In einem lockeren Stil werden u.a. Gerüchte zur Remote Arbeit genannt und mit relevanten Fakten widerlegt.
https://trello.com/de/remote-work-guide
Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der Teamzusammensetzung. Hinzu kommen zahlreiche Hinweise für die Kommunikation und Zusammenarbeit im Remote-Team, Best Practices für virtuelle Gespräche und Video-Meetings, die digitalen Tools und die Software für effektive Remote-Arbeit, die Kultur in einem Remote-Team bis hin zum Finden eines perfekten Remote-Jobs, Tipps und Tricks für Bewerbungsgespräche und den Einstellungsprozess sowie den Orten für Stellenangebote mit Remote-Arbeit.
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